Kommentar: Tod des Berliner Eisbärbabys

Berlin / Bonn, 03.01.18 – Anlässlich des gestorbenen Eisbärbabys im Tierpark Berlin kommentiert Marius Tünte, Pressesprecher des Deutschen Tierschutzbundes…

„Gerade erst sind in Gelsenkirchen zwei Eisbärbabys gestorben, nun wieder in Berlin. Wie viele Jungtiere müssen noch sterben, bis die Zoos erkennen, dass diese Zucht ein Irrweg ist? Die Hoffnung der Zoodirektoren auf einen neuen Publikumsliebling ist scheinbar riesig und die Eurozeichen in den Augen versperren den Blick auf die bittere Realität.

Seit 2005 haben in Deutschland fast 60 Prozent der geborenen Jungtiere nicht überlebt. Zwar ist es normal, dass Jungtiere auch in der Natur zeitnah nach der Geburt versterben können, die vielen Todesfälle in deutschen Zoos belegen jedoch das Missmanagement in Sachen Eisbärzucht. Denn eigentlich müsste man erwarten können, dass die Überlebensquote bei menschlicher Betreuung weitaus höher wäre. Das Gegenteil ist der Fall: Obwohl wesentliche Einflussfaktoren, wie Wetter, Nahrungsmangel und Krankheiten, im Zoo minimiert werden, ist die Todesrate von Eisbärenjungen in Zoos nicht geringer als in freier Wildbahn. Zudem greifen die Zuchtprogramme in Zoos zwangsläufig nur auf einen kleinen Genpool zurück und fördern damit die Inzucht. Diese kann unter anderem Erbkrankheiten und eine erhöhte Jungtiersterblichkeit steigern. Zoos sollten daher unbedingt ihre Zuchtprogramme überdenken – auch im Hinblick darauf, dass Eisbären nicht ausgewildert werden können, um ihre Art zu erhalten und dass noch nicht einmal die Grundbedürfnisse dieser Tiere in Gefangenschaft erfüllt werden können.“

 

Aussender: Deutscher Tierschutzbund e.V.
Redaktion: Torben Gösch