Köln, 27.11.17 – In der SPD ist nach dem Scheitern der Jamaika-Verhandlungen eine Diskussion um den künftigen Kurs der Partei entbrannt. forsa hat dazu im Auftrag der Mediengruppe RTL für das RTL/n-tv-Trendbarometer die SPD-Mitglieder befragt…
Danach sind 58 Prozent der SPD-Mitglieder mit der Arbeit von Martin Schulz als Vorsitzender zufrieden. Von den befragten SPD-Funktionären sind 75 Prozent einverstanden mit Schulz, bei den „einfachen“ Mitgliedern sind es lediglich 55 Prozent. 67 Prozent aller Parteimitglieder meinen, er solle auch weiterhin Vorsitzender bleiben. Fast ebenso viele sind überzeugt, er sei trotz der Niederlage der richtige Kanzlerkandidat gewesen.
Was sind die wichtigsten Gründe für die Wahlniederlage der SPD? 34 Prozent der Parteimitglieder sind überzeugt, dass die Leistungen der eigenen Partei in der Großen Koalition „nicht genügend wahrgenommen wurden“. 24 Prozent denken, der Wahlkampf sei schlecht geführt worden. 23 Prozent meinen, Martin Schulz sei der falsche Kanzlerkandidat gewesen. Diese Einschätzung haben übrigens 24 Prozent der normalen Mitglieder, aber nur 14 Prozent der SPD-Funktionäre. Schließlich werfen 19 Prozent der SPD-Mitglieder ihrer eigenen Partei Profillosigkeit vor, 14 Prozent hadern immer noch mit der „Agenda 2010“ und einer damit verbundenen Abkehr von alten Grundwerten.
Der Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz gilt den meisten SPD-Mitgliedern als größter Hoffnungsträger der Partei. 62 Prozent fordern, er solle zukünftig mehr Einfluss in der SPD haben. 50 Prozent hoffen das vom niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil, 36 Prozent von Sigmar Gabriel, 34 Prozent von Andrea Nahles, 33 Prozent von Thorsten Schäfer-Gümbel und 32 Prozent von Manuela Schwesig. Nur 23 Prozent wünschen, das Ralf Stegner künftig mehr Einfluss in der SPD erhält; 33 Prozent sind dagegen. Nur 29 Prozent wünschen, Martin Schulz möge künftig mehr Einfluss in der SPD haben. 30 Prozent wollen, dass sein Einfluss geringer werden soll.
forsa-Chef Prof. Manfred Güllner gegenüber der Mediengruppe RTL: „Wäre eine allgemeine akzeptierte attraktive Alternative zu Schulz vorhanden – seine Wiederwahl als Vorsitzender beim bevorstehenden SPD-Parteitag wäre wohl stark gefährdet.“
Nur 13 Prozent der SPD-Mitglieder sind laut RTL/n-tv-Trendbarometer für Neuwahlen. 36 Prozent wollen, dass die SPD wieder mit der CDU/CSU in einer Großen Koalition regiert. 48 Prozent sind dafür, dass die Sozialdemokraten eine schwarz-grüne Minderheitsregierung tolerieren. Dabei gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Auffassungen der SPD-Funktionäre und denen der „einfachen“ Mitglieder: 56 Prozent der Funktionäre sind für die Duldung einer Minderheitsregierung, aber nur 47 Prozent der „einfachen“ Mitglieder. 38 Prozent der Basis sind für eine Große Koalition, aber nur 26 Prozent der Funktionäre.
Sonntagsfrage: Grüne sind die „Jamaika“-Gewinner, FDP verliert: SPD, FDP und AfD sind bei der Sonntagsfrage die Verlierer dieser Woche, die Grünen sind die Gewinner. Die Liberalen verlieren zwei Prozentpunkte gegenüber den beiden Vorwochen. Die Grünen hingegen befinden sich im Aufwind: sie legen ein Prozentpunkt zu gegenüber der Vorwoche und liegen derzeit sogar drei Prozentpunkte über dem Wahlergebnis im September. Der Sympathiewert der SPD fällt unter die 20-Prozent-Marke, auf 19 Prozent. Die AfD fällt auf 11 Prozent.
Die Ergebnisse des RTL/n-tv-Trendbarometers im Einzelnen: CDU/CSU 33 Prozent (Bundestagswahl 32,9), SPD 19 Prozent (20,5), FDP 10 Prozent (10,7), Grüne 12 Prozent (8,9), Linke 9 Prozent (9,2), AfD 11 Prozent (12,6). Leicht angestiegen ist der Anteil der Nichtwähler gegenüber der Vorwoche, von 21 auf 24 Prozent, und liegt damit auf der gleichen Höhe wie zur Bundestagswahl (23,8 Prozent).
Wenn die Deutschen ihren Kanzler direkt wählen könnten, würden sich 51 Prozent für die geschäftsführende Kanzlerin Angela Merkel entscheiden – das sind zwei Prozentpunkte mehr als in der Vorwoche. Martin Schulz würden nur noch 19 Prozent der Deutschen ihre Stimme geben. Das ist der bislang schlechteste Wert, der seit Februar 2017 für den SPD-Chef ermittelt wurde.
Die Mehrheit der Deutschen (52 Prozent) ist laut RTL/-n-tv-Trendbarometer überzeugt, dass der Ausstieg aus den Sondierungen der FDP bei künftigen Wahlen schaden werde. Nur 30 Prozent der Befragten sind sich sicher, der Verzicht aufs Mitregieren werde den Liberalen eher nutzen. Davon sind am ehesten die Anhänger der FDP (54 Prozent) und der AfD (57 Prozent) überzeugt.
Die Daten für Parteien- und Kandidaten-Präferenz wurden in der Zeit vom 20. bis 24. November 2017 vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag der Mediengruppe RTL erhoben. Datenbasis: 2508 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: +/- 2,5 Prozentpunkte. Die Daten für die Befragungen zu SPD und FDP wurden am 23. und 24. November 2017 vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag der Mediengruppe RTL erhoben. Datenbasis: 1003 Befragte. Statistische Fehlertoleranz +/- 3 Prozentpunkte. Die Daten zur Befragung der SPD-Mitglieder wurden am 23. und 24. November 2017 vom Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag der Mediengruppe RTL erhoben. Datenbasis: 1004 SPD-Mitglieder. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte.
Aussender: Matthias Bolhöfer, RTL/n-tv-Trendbarometer
Redaktion: Torben Gösch