BERLIN, 11.04.17 – Weltweit ist die Zahl der Hinrichtungen, die von Amnesty erfasst wurden, im vergangenen Jahr um mehr als ein Drittel auf 1.031 gesunken (2015: 1.634). Dies belegt die am Dienstag veröffentlichte Amnesty-Todesstrafen-Statistik. Für 87 Prozent der Hinrichtungen waren vier Länder verantwortlich: Iran (567), Saudi-Arabien (154), Irak (88) und Pakistan (87)…
Insgesamt haben 141 Staaten die Todesstrafe abgeschafft. „Mit Nauru und Benin haben im vergangenen Jahr zwei weitere Länder die Todesstrafe in Gesetz und Praxis abgeschafft. Sie schließen sich damit der Mehrheit der Staaten weltweit an, während eine kleine Minderheit weiter daran festhält“, sagt Alexander Bojčević, Experte zur Todesstrafe bei Amnesty International in Deutschland. Auch die Zahl der Länder, in denen Todesurteile gesprochen wurden, ist im Vergleich zum Vorjahr von 61 auf 55 gesunken. Zugleich stieg aber die Gesamtzahl der Todesurteile auf 3.117 (2015: 1.998). Verantwortlich waren insbesondere einige wenige Staaten wie Nigeria, wo sich die Zahl der Urteile mehr als verdreifacht hat, aber auch Kamerun, Sambia und Somalia.
Wie in den Jahren zuvor richtete China vermutlich auch 2016 mehr Menschen hin als der Rest der Welt zusammen. Amnesty geht von tausenden Fällen aus. „Informationen zur Todesstrafe in China stehen per Gesetz als Staatsgeheimnis unter Verschluss. Die öffentliche staatliche Datenbank lässt entgegen den Behauptungen der Regierung keine Rückschlüsse darauf zu, ob die Todesstrafe in China weniger angewendet wird“, so Bojčević. Ein ebenfalls am Dienstag veröffentlichter Amnesty-Bericht belegt, dass hunderte Fälle in der Datenbank nicht erfasst sind.
In Vietnam wurden im Februar 2017 erstmals Informationen öffentlich, dass die Zahl der durchgeführten Hinrichtungen deutlich höher ist als bislang angenommen. Über einen Zeitraum von knapp drei Jahren – von August 2013 bis Juni 2016 – wurden nach Medienberichten mindestens 429 Menschen in Vietnam hingerichtet. Zum ersten Mal seit 2006 sind die USA nicht unter den fünf Staaten mit den meisten Hinrichtungen. Grund dafür sind teilweise Probleme beim Zugang zu Chemikalien für die Hinrichtung durch die Giftspritze. Im Iran wurden 2016 mindestens zwei Menschen hingerichtet, die zur Tatzeit minderjährig waren.
Vorgesehen ist die Todesstrafe in vielen Fällen für besonders schwere Verbrechen wie Mord oder Hochverrat. In einigen Ländern können auch Diebstahl, Drogenhandel, Ehebruch oder Abfall vom Glauben mit dem Tod bestraft werden. Amnesty International wendet sich in ausnahmslos jedem Fall gegen die Todesstrafe.
Aussender: AMNESTY INTERNATIONAL Sektion der Bundesrepublik Deutschland e. V.
Redaktion: Torben Gösch