Eine nun vorliegende Analyse der Technischen Universität Hamburg zeigt die Erreichbarkeitsvorteile von Radschnellwegen auf. Die Metropolregion Hamburg wird in Zukunft diese neue Radinfrastruktur stärker in den Fokus nehmen und fördern. Das erleichtert das Pendeln und unterstützt die Nutzung umwelt- und klimaschonender Verkehrsmittel…
Steigende Pendlerzahlen, ein boomender Wohnungsmarkt und belastete Straßen- und Schienennetze sind Phänomene der städtischen Ballungsräume in der Metropolregion Hamburg. Auch steht die Region vor der Herausforderung, Verkehrslärm und Schadstoffemissionen zu senken. Zugleich boomt der Radverkehr. Fahrradverleihsysteme, Pedelecs und Bike+Ride-Anlagen an Bahnstationen bieten neue Anreize für Pendler. Auch die Metropolregion Hamburg setzt zunehmend auf Radverkehr. Seit Jahren werden Abstellanlagen an Bahnstationen in der Region durch ihre Förderfonds mitfinanziert. Damit der alltägliche Radverkehr weiter an Attraktivität gewinnt, wird die Metropolregion zukünftig die Planung und den Bau von Radschnellwegen vorantreiben.
Durch das hohe Pendleraufkommen haben Radschnellwege viele Vorteile: Sie können helfen, Straßen und Bahnen zu entlasten und den Verkehr besser zu verteilen. Durch eine Erhöhung des Anteils an Radfahrern unter den Pendlern können Lärmbelastung und Schadstoffemissionen reduziert werden, was die Lebens- und Aufenthaltsqualität gerade in Städten erhöht und dem Klimaschutz dient. Auch staugefährdete Straßen und stark frequentierte Busse und Bahnen können entlastet werden. Zusätzlich leistet die Förderung des Radverkehrs einen aktiven Beitrag zur Gesundheitsvorsorge. Das hat auch der Deutsche Bundestag erkannt und für das laufende Jahr 25 Millionen Euro für den Bau von Radschnellwegen bereitgestellt.
Diese sollen ein möglichst unterbrechungsfreies und zügiges Fahren ermöglichen, sichergestellt durch eine hochwertige Infrastruktur. Wichtige Merkmale sind unter anderem großzügige Breiten und möglichst keine oder geringe Wartezeiten an Kreuzungen. Eine Konkretisierung der Gestaltungskriterien zur baulichen Ausstattung, städtebaulichen Integration oder Markierungen für die Radschnellwege der Metropolregion wird im Zuge sich anschließender Machbarkeitsstudien stattfinden.
Die Technische Universität Hamburg hat für 33 abstrakte Korridore in der Metropolregion untersucht, wie sich die Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen, Schulen oder Einkaufsmöglichkeiten verbessert, wenn Radschnellwege umgesetzt werden. Konkrete Strecken werden erst im Zuge einer späteren Machbarkeitsstudie ermittelt. Die nun vorliegende Potenzialanalyse zeigt auf, wie Radschnellwege in diesen Korridoren zu Reisezeitverkürzungen beitragen könnten. Auch mögliche Vorteile bei einer Verknüpfung von Rad und Bahn wurden analysiert. Grundlage der Bewertung sind Daten zur Einwohner- und Arbeitsplatzverteilung sowie den Standorten von Schulen, Supermärkten und Bahnhöfen. Im Ergebnis zeigt die Studie auf, welche Korridore für Radschnellwege im Sinne von Erreichbarkeitsverbesserungen sinnvoll sind.
Die Ergebnisse liefern den Kommunen wissenschaftliche Erkenntnisse, auf deren Basis sie planen können. Dazu Marcus Peter vom Institut für Verkehrsplanung und Logistik der Technische Universität Hamburg: „Unsere Untersuchungen zeigen, dass ausgehend vom Wohnort, die Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen, Schulen etc. mit dem Fahrrad durch Radschnellwege um bis zu 75 Prozent verbessert werden kann. Die Entwicklung und Förderung von Radschnellwegen ist aufgrund ihres grenzübergreifenden Charakters eine regionale Aufgabe und ein wichtiger Baustein eines zukunftsfähigen Mobilitätssystems.“
In dieser Aufgabe wird beispielsweise im Kreis Pinneberg schon intensiv gearbeitet. „Ich freue mich sehr, dass der Kreistag in Pinneberg fraktionsübergreifend hinter dem Projekt eines 32 Kilometer langen Radschnellweges zwischen Elmshorn und Hamburg steht, einen entsprechenden Beschluss zur Unterstützung haben wir einstimmig im letzten Jahr im zuständigen Fachausschuss gefasst“ so der Stellvertretende Landrat Manfred Kannenbäumer. „Der eingeschlagene Weg ist der richtige, denn zunehmend schnellere Fahrräder und E-Bikes erfordern neue Trassen und bessere Straßenqualitäten“ so Kannenbäumer weiter. Die Forscher der TU Hamburg unterstreichen, dass dort in einem Umkreis von 3,5 Kilometern knapp 720.000 Menschen leben, die von einem Radschnellweg unterschiedlich stark profitieren könnten. Durchschnittlich können 18.000 Arbeitsplätze zusätzlich in 20 Minuten erreicht werden. Abhängig vom genauen Wohnort kann dieser Wert auf über 100.000 Arbeitsplätze steigen. Überdies würde dieser Radschnellweg die Reisezeit zum nächsten Bahnhof für etwa 35.000 Einwohner verringern und die Kombination des Fahrrades mit öffentlichen Verkehrsmitteln erleichtern.
Auch in Hamburg werden große Potenziale in der Anbindung des Umlands durch Radschnellwege gesehen. Diese sollten so weit wie möglich in das Stadtgebiet geführt und dann in das Veloroutennetz, das städtische Rückgrat für den Alltagsradverkehr, überführt werden. Stets im Blick ist dabei in der dicht bebauten Stadt eine umsichtige städtebauliche Integration der Infrastruktur, die die Bedürfnisse der verschiedenen Verkehrsträger berücksichtigt. Konkrete Streckenführungen stehen abseits der Velorouten noch nicht fest, sondern sind nun im Rahmen nachfolgender Machbarkeitsstudien zu ermitteln. Kirsten Pfaue, Radverkehrskoordinatorin der Freien und Hansestadt Hamburg sagt dazu: „Hamburg begrüßt ausdrücklich die Initiative der Metropolregion. Wichtig ist, dass aus der Analyse konkrete Umsetzungsschritte folgen. Perspektivisch sollten nach Hamburg aus allen vier Himmelsrichtungen Radschnellwege führen und in das Veloroutennetz übergehen. Ein besonderes Augenmerk wird wegen der Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße auf dem Bau eines Radschnellwegs von Harburg kommend über die Elbinsel liegen.“
Von allen 33 Korridoren gilt es nun, diejenigen zu identifizieren, die grundsätzlich für eine vertiefte Betrachtung im Rahmen einer Machbarkeitsstudie in Frage kommen. Denn zu den Ergebnissen der Potenzialanalyse kommen weitere Kriterien, die für die tatsächliche Umsetzbarkeit der Radschnellwege von Bedeutung sind. Dazu gehören unter anderem die Finanzierbarkeit, Möglichkeiten der baulichen Umsetzung sowie die Bereitschaft der Partner in der interkommunalen Zusammenarbeit. Auch die Anschlussfähigkeit der Strecke an die Hamburger Velorouten spielt eine große Rolle. In einem zweiten Schritt werden jetzt diese Kriterien beleuchtet und für die weitere Beurteilung der Strecken herangezogen.
Daran anknüpfend sollen in diesem Jahr erste Korridore in einer Machbarkeitsstudie untersucht werden, um so die planerischen Grundlagen zur Umsetzung zu legen. Dazu Jakob Richter, Leiter der Geschäftsstelle der Metropolregion Hamburg: „Wir wollen diesen Prozess voranbringen, so dass Radschnellwege in der Metropolregion gebaut werden können. Daher wollen wir in der Machbarkeitsstudie Strecken untersuchen, deren Umsetzbarkeit gute Chancen versprechen. Ich kann mir gut vorstellen, dass einer solche Studie durch die Förderfonds der Metropolregion unterstützt wird.“
Link zur Potenzialanalyse: http://metropolregion.hamburg.de/mobilitaet/
Aussender: Marion Köhler, Metropolregion Hamburg
Redaktion: TG