KIEL. „Ich freue mich sehr, dass die Expertenkommission dem Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH) bescheinigt, seine Aufgaben in der Lehrerbildung auf höchstem professionellen Niveau zu erfüllen“, sagte Bildungsministerin Britta Ernst heute (13. Februar) in Kiel bei der Präsentation der Befunde zweier Studien zu den Aus- und Fortbildungsangeboten für Lehrkräfte in Schleswig-Holstein…
Eine gute Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte sei eine wichtige Voraussetzung für guten Unterricht an den Schulen. „Die Verbesserung der Unterrichtsqualität ist ein Schwerpunkt des Bildungsministeriums. Die sehr konkreten Empfehlungen der Expertenkommission für eine Weiterentwicklung der Lehreraus- und -fortbildung sind deshalb sehr hilfreich für uns“, so Ernst. Dies gelte insbesondere für den Hinweis, Fortbildung und Schulentwicklung enger zu verzahnen und die Fortbildungsplanung als Aufgabe von Schule und Schulaufsicht noch stärker in der Praxis zu verankern. Anlass der Evaluationen war die Empfehlung des Landesrechnungshofes, der 2015 auch eine fachliche Überprüfung der Angebote durch externe Experten empfahl, nachdem er die ordnungsgemäße Wirtschaftsführung des IQSH festgestellt hatte.
Auch er sei sehr erfreut über die Befunde, ergänzte Dr. Thomas Riecke-Baulecke, Direktor des IQSH. „Zugleich dürfen wir uns auf dieser positiven Rückmeldung nicht ausruhen. Wir sind davon überzeugt, dass der seit Jahren eingeschlagene Weg richtig ist, die Aus- und Fortbildung in enger Zusammenarbeit mit den Universitäten umzusetzen und damit für eine wissenschaftliche Fundierung zu sorgen. Wir nehmen aus den beiden Studien mit, dass wir die Unterstützung der Schulen und Lehrkräfte bei der Gestaltung des Fachunterrichtes noch stärker in den Fokus der Aus- und Fortbildung rücken müssen. Dazu gehört auch die weitere Professionalisierung der Arbeit des IQSH, wie zum Beispiel das geplante interne Trainingsprogramm für Studienleitungen und Fortbildner, um die Unterrichtsfachberatung mit dem Fokus Tiefenstruktur von Unterricht zu optimieren.“
Wichtige Befunde der beiden Studien
– Das IQSH hat eine hohe Evidenzorientierung in seiner Arbeit und eine enge Verbindung zur Wissenschaft, wie zum Beispiel bei den gemeinsam mit den Universitäten gestalteten innovativen Weiterbildungsstudiengängen.
– Das IQSH unterstützt das Zusammenwirken der unterschiedlichen Phasen der Lehrerbildung in sehr starkem Maße; diese Vernetzung der verschiedenen Phasen ist eine Stärke der schleswig-holsteinischen Lehrerbildung.
– Zwischen den Bereichen Aus- und Fortbildung im IQSH besteht ein intensiver Austausch und eine enge Abstimmung.
Konkret zur Ausbildung:
– Insgesamt eine erfreulich große und keineswegs selbstverständliche Zufriedenheit der „Abnehmer“ mit der Lehrerausbildung.
– Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst (LiV) werden gut auf den Beruf vorbereitet.
– Die Veröffentlichung „Basiswissen Lehrerbildung“ ist eine gute gemeinsame Arbeitsgrundlage.
Konkret zur Fortbildung:
– Vielfältiges Angebot, über das transparent informiert wird (Fortbildungskatalog, Internet, formix).
– Die Angebote bauen gut aufeinander auf, z. B. Mathe macht stark und Lesen macht stark.
– Große Flexibilität, sodass schnell auf aktuelle Bedarfe reagiert werden kann (z. B. Angebote im Bereich Deutsch als Zweitsprache).
– Richtige Tendenz zu längeren Fortbildungsformaten für mehr Nachhaltigkeit der Fortbildung.
Empfehlungen für die Weiterentwicklung
Ausbildung:
– Die konzeptuellen Grundlagen, die im IQSH für die Lehrerausbildung bereits gut entwickelt wurden (z. B. Evidenz- und Schülerorientierung; Lehrbuch Basiswissen Lehrerbildung), könnten noch stärker handlungsleitend werden, beispielsweise durch die Formulierung von Leitlinien.
– Das DaZ-Angebot sollte inhaltlich überarbeitet werden; bei der Weiterarbeit an diesem Zertifikatskurs sollte stärker als bisher mit den Hochschulen zusammengearbeitet werden.
– Zum einen sollte stärker als bisher versucht werden, Kooperationsmöglichkeiten und ‑strukturen zu etablieren, die Studienleiterinnen und Studienleiter sowie Ausbildungslehrkräfte miteinander vernetzen. Zum anderen wäre auf eine stärkere Standardisierung der Grundlagen und der Bewertungsmaßstäbe zwischen den Studienleiterinnen und Studienleitern zu achten.
Fortbildung:
– Eine Überprüfung der Wirkungen von Fortbildungen sollte systematisch für alle regelmäßigen Fort- und Weiterbildungen stattfinden. Diese Überprüfungen sollten nicht nur auf das Lernen der Lehrkräfte beschränkt sein, sondern auch das berufliche Handeln der Lehrkräfte und das Lernen der Schülerinnen und Schüler berücksichtigen.
– Die Veranstaltungsevaluationen, die über das LeOniE-System erhoben werden, sollten mit den Fortbildnerinnen und Fortbildnern ausgewertet und zur qualitativen Weiterentwicklung der Fortbildungen genutzt werden. Die Selbstberichtsdaten sollten durch die Erhebung zusätzlicher Daten (z. B. Daten aus Beobachtungen oder Tests) validiert werden.
– Schulleitungen sollten im Rahmen der Führungskräftequalifizierung darin geschult werden, Fortbildungsbedarfe an der eigenen Schule zu identifizieren, schulinterne Fortbildungspläne zu entwickeln, zu implementieren und zu evaluieren. Hierbei ist ebenfalls bedeutsam, dass sowohl auf Seiten des IQSH als auch auf Seiten der Schule der Multiplikatoreneffekt von Lehrkräften, die an Fortbildungen teilnehmen, systematisch gefördert wird.
– Bei der Weiterentwicklung des Fortbildungsangebots sollten verstärkt solche Angebote unterbreitet werden, die langfristig angelegt sind, die regional ausgewogen verteilt sind und die das Lernen in Schulnetzwerken ermöglichen.
– Die Fortbildungsplanung des IQSH sollte in stärkerem Maße die Fortbildungsbedarfe der Lehrkräfte in den Blick nehmen. Vor allem Angebote zur individuellen Förderung von leistungsschwachen und leistungsstarken Schülerinnen und Schülern sollten ausgebaut werden.
– Für die Schulaufsicht sollten der Qualifizierungsbedarf erhoben und ein entsprechendes Fortbildungsangebot entwickelt und bereitgestellt werden.
Die Evaluationen
1. Fragebogenerhebung zur Fort- und Weiterbildung vom Juni/Juli 2016 an insgesamt 35 Schulen mit 523 Lehrkräften und Schulleitungen von Prof. Dr. Dirk Richter, Universität Potsdam.
2. Evaluation der Aus-, Fort- und Weiterbildung durch eine neunköpfige externe Expertengruppe unter Leitung von Prof. Dr. Cornelia Gräsel von der Bergischen Universität Wuppertal im Rahmen einer dreitägigen Begehung des IQSH. Dabei wurden Vor-Ort-Interviews mit 89 Lehrkräften, Fachkonferenzleitungen, Schulleitungen, Schulräten und Schulaufsicht, Lehrkräften im Vorbereitungsdienst, Ausbildungslehrkräften, Studienleitungen, Fortbildnern sowie Kooperationspartnern geführt.
Beide Evaluationen stehen als Download zur Verfügung: www.iqsh.de (siehe Reiter IQSH)
Aussender: Thomas Schunck, Ministerium für Schule und Berufsbildung (SH)
Redaktion: TG