In Niedersachsen im Landkreis Wittmund gibt es auf belasteten Bohrschlammgruben Ackerbau und Weideflächen. Das haben Recherchen des Verbraucher- und Wirtschaftsmagazins „Markt“ im NDR Fernsehen ergeben. Trotz Hinweisen aus der Bevölkerung wurden mindestens zwei Flächen von der Aufsichtsbehörde nicht als Verdachtsflächen gekennzeichnet…
Ob Schadstoffe in die Nahrungskette gelangten, ist nicht geklärt.
Bohrschlamm ist ein Abfallprodukt der Öl- und Gasindustrie.
„Markt“ nahm auf zwei Flächen im Landkreis Wittmund, die zusammen ca. zehn Hektar groß sind, Bodenproben und ließ sie im Labor untersuchen.
Die Laboranalyse zeigt, dass an beiden Flächen Bohrschlamm bis an die Oberfläche reicht. Der Boden enthält dort krebserregende Mineralölkohlenwasserstoffe. In dem einen Fall findet auf dem Bohrschlamm Maisanbau statt, im zweiten Fall weiden Milchkühe auf einer Bohrschlammfläche. Laut Umweltbundesamt können Kühe beim Weiden bis zu zehn Prozent Erde aufnehmen. Dazu der niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel: „Es ist natürlich eigentlich selbstverständlich, dass auf Bohrschlammgruben kein Ackerbau oder Milchviehwirtschaft betrieben werden sollte. Wenn man solche Flächen hat, dann muss man auch dafür Sorge tragen, dass das hinterher nicht in der Milch landet.“
Professor Konstanstin Terytze von der Freien Universität Berlin, Vorsitzender des Fachbeirates für Bodenuntersuchungen beim Umweltbundesamt, warnt: „Bohrschlammflächen sollten über Jahre beobachtet werden, um herauszufinden, ob die Schadstoffgehalte abnehmen.“
Das Landesbergamt erhielt bereits im Jahr 2014 von einem Anwohner den Hinweis auf die beiden Bohrschlammflächen. Doch bis heute hat die Aufsichtsbehörde die Flächen in der öffentlich einsehbaren Karte, in die Bohrschlammverdachtsflächen eingetragen werden, nicht gekennzeichnet. In der Zwischenzeit wurde das Maisfeld zwei Mal als reine Ackerfläche weiterverkauft: zunächst an die niedersächsische Landgesellschaft, Hauptgesellschafter ist das Land Niedersachsen, später dann an einen Milchbauern in der Region. Man habe keinen Hinweis auf Altlasten gehabt, so die niedersächsische Landgesellschaft.
Der zuständige Landkreis Wittmund erklärt „Markt“ gegenüber, dass man den Hinweis des Anwohners über die Bohrschlammgruben erst im Februar 2016 vom Landesbergamt erhalten habe und dem Ganzen daher erst jetzt nachgehe. Das Landesbergamt antwortet „Markt“, wegen interner Prüfung habe es so lange gedauert, bis der zuständige Landkreis informiert wurde.
Mehr zum Thema in der Sendung „Markt“ am Montag, 18. Juli, um 20.15 Uhr im NDR Fernsehen und im Internet unter www.ndr.de/markt.
Aussender: NDR Norddeutscher Rundfunk, Ralf Pleßmann
Redaktion: TG