„Umfassender Kinderschutz in Flüchtlingsunterkünften ist machbar und dringend notwendig“

· Save the Children fordert zur Ministerpräsidentenkonferenz am 16. Juni: Bund muss Länder gesetzlich zur Einführung von Kinderschutz-Standards an Unterkünften verpflichten.

· Organisation bilanziert eigene Kinderschutz-Arbeit in Berlin-Tempelhof

· 90 Prozent der Kinder nutzen das Angebot der Schutz- und Spielräume

Berlin, 13. Juni 2016. „Kinder umfassend in einer Flüchtlingsunterkunft zu schützen, ist machbar und dringend notwendig – und zwar in jeder“, mahnt Susanna Krüger, Geschäftsführerin von Save the Children Deutschland, im Vorfeld der Ministerpräsidentenkonferenz am 16. Juni 2016: „Es ist höchste Zeit, dass die Bundesregierung gemeinsam mit den Ländern eine gesetzliche Basis schafft, die alle Bundesländer dazu verpflichtet, klare und umfassende Kinderschutz-Standards in Unterkünften sicherzustellen…

Ohne eine solche Regelung wird es keine bindenden Vorgaben geben, an die sich Länder und Unterkünfte halten müssen und können. Es wäre weiterhin dem Zufall überlassen, in welcher Unterkunft Kinder geschützt werden und in welcher nicht.“

Krüger bilanziert zudem nach fünf Monaten die Arbeit der Kinderrechtsorganisation in Deutschlands größter Flüchtlingsunterkunft, Berlin-Tempelhof: In Tempelhof ermöglicht Save the Children mit dem Betreiber Tamaja inzwischen allen Mädchen und Jungen bis 13 Jahren angemessenen Schutz und Betreuung nach dem international erprobten Kinderschutz-Standard des sogenannten Child Friendly Space* – und fordert, dass dieser bundesweit umgesetzt wird. Ende Dezember 2015 hat die Kinderrechtsorganisation zunächst einen entsprechenden Schutz- und Spielraum für die Kinder aus zwei Hangars aufgebaut. Mittlerweile beitreibt sie mit Tamaja vier Räume für alle Mädchen und Jungen in den insgesamt sieben Hangars, über 90 Prozent nutzen sie auch ausgiebig.

Betreuungsangebote gebe es zwar in den meisten Unterkünften, aber kaum verpflichtende Standards zu deren Qualität und Ausstattung, zur Anzahl und Qualifizierung des Personals sowie zu Schutzsystemen. „So sind Kinder täglich Gefahren von Kinderrechtsverletzungen ausgesetzt, bis hin zu Vernachlässigung, Gewalt und Missbrauch“, erläutert Susanna Krüger. „Genau das wollen wir ändern.“ Die derzeitige Gesetzgebung des Bundes schreibt beispielsweise nicht vor, dass Kinderbetreuer in einer Flüchtlingsunterkunft pädagogisch oder sozial qualifiziert sein müssen.

Dass die Kinder in Tempelhof nun angemessen geschützt sind, sei vor allem der großen Einsatz- und Kooperationsbereitschaft von Akteuren der Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Kommunalpolitik zu verdanken. „Ikea und die Ikea Stiftung haben das Projekt finanziell erst ermöglicht, der Berliner Senat hat das Vorhaben tatkräftig unterstützt, und die Offenheit und das riesige Engagement von Tamaja zeigt, wie sehr sich Betreiber für den Schutz von Kindern einsetzen wollen und können“, betont Krüger.

Save the Children plant, ab Spätsommer zwei weitere Schutz- und Spielräume in Halberstadt und Eisenhüttenstadt mit den Betreibern aufzubauen. Auch bietet die Organisation Weiterbildungen für Unterkunftsbetreiber an, damit sie eigenständig Schutz- und Spielräume einrichten können. Mit Informations- und Advocacy-Arbeit wirkt Save the Children zudem auf politische Entscheidungsträger ein. Krüger: „Alles, damit angemessener Schutz für Kinderflüchtlinge verpflichtend und konsequent umgesetzt wird – in ganz Deutschland.“

Zusatzinformation zum *Child Friendly Space: Der Standard des Child Friendly Space wurde von 22 internationalen Hilfsorganisationen erarbeitet und wird weltweit in humanitären Notsituationen angewendet. In den Räumen können Kinder sicher und betreut spielen, singen, lernen und vieles mehr – also endlich wieder Kind sein. Der Standard sieht unter anderem vor, dass das Betreuerpersonal für Kinder besonders geschult sein muss, um die Mädchen und Jungen in ihrer sehr unsicheren Lebenslage adäquat schützen und unterstützen zu können. Zudem sind die Betreuer sensibilisiert, Fälle von Gewalt oder Missbrauch zu erkennen und mit den verantwortlichen Stellen und Behörden zusammenzuarbeiten, um Kinderschutzfällen vorzubeugen und darauf zu reagieren.

Aussender: Save the Children Deutschland e.V., Bastian Strauch
Redaktion: TG