Frauen, die im Laufe ihrer Karriere nicht allzu viel Gesamteinkommen verlieren wollen, sollten frühestens mit 30 Kinder bekommen, so Forscher der Washington University http://wustl.edu und der Copenhagen Business School http://cbs.dk . Anhand der Daten von fast 1,6 Mio. Däninnen zeigte sich auch, dass es nicht vorteilhaft ist, gänzlich auf Kinder zu verzichten. Beispielsweise verdienen Akademikerinnen, die nach dem 31. Lebensjahr Mutter werden, im Laufe ihres Lebens mehr als Kinderlose…
Junge Mütter arm dran
„Andere Studien haben beleuchtet, wie sich Kinder auf das Einkommen von Frauen auswirken. Aber unsere ist die erste, die sich mit dem Gesamteinkommen von 25 bis 60 abhängig vom Alter bei der ersten Geburt befasst“, sagt Man Yee Leung, Postdoc an der Washington University. Dabei hat sich gezeigt, dass Frauen, die schon vor dem 28. Geburtstag ein Kind bekommen, Zeit ihres Lebens weniger verdienen als kinderlose Frauen mit vergleichbarer Bildung. Jene, die vor dem Alter von 25 erstmals Mutter werden, verlieren demnach je nach Bildungsgrad über ihr gesamtes Berufsleben gerechnet sogar den Gegenwert von zwei bis 2,5 Jahreseinkommen.
„Kinder sind keine Karriere-Killer, aber desto früher Kinder kommen, desto mehr leidet das Einkommen der Mutter“, betont daher Raul Santaeulalia-Llopis, Professor für Volkswirtschaft in St. Louis. Frauen, die erst später Kinder bekommen, profitieren demnach letztlich sogar. Im Vergleich zu kinderlosen Frauen kommen Hochschulabsolventinnen auf ein höheres Lebenseinkommen, wenn sie bei der ersten Geburt mindestens 32 sind. Bei Frauen ohne höherer Bildung gilt Ähnliches; jene, die erst mit 37 Mutter werden, gewinnen etwa die Hälfte eines durchschnittlichen Jahreseinkommens dazu.
Künstliche Befruchtung
In Dänemark werden soziökonomische und Gesundheitsdaten für die Bevölkerung erfasst. Das haben sich die Forscher zunutze gemacht und mithilfe von Daten aus den Jahren 1995 bis 2009 abgeschätzt, wie hoch das gesamte Arbeitseinkommen abhängig vom Alter bei der ersten Geburt ist. Die Abschätzung gilt somit für einen Sozialstaat mit 18 Wochen Mutterschutz und dann 32 Wochen Elterngeld pro Elternteil. Die Forscher vermuten, dass die Auswirkungen des Alters bei der ersten Geburt auf das Gesamteinkommen über das Arbeitsleben in Ländern ohne derartige soziale Absicherung wie den USA noch dramatischer ausfallen.
Für Santaeulalia-Llopis ist es nicht nur ein persönlicher, sondern ein gesamtgesellschaftlicher Verlust, wenn Frauen, die früh Mutter werden, auf einem Einkommens-Abstellgleis landen. Dabei könnte künstliche Befruchtung dazu beitragen, die Situation zu entschärfen. „Wenn Kinder die Karrieremöglichkeiten von Frauen behindern und dieser allgegenwärtige Effekt nach den Mitt-30ern verschwindet, sollten wir anfangen, die Idee von Arbeitgeber-bezahlten Fruchtbarkeitsbehandlungen ernst nehmen“, so der Volkswirt. Allerdings müssten Zusammenhänge, Kosten und potenzieller Nutzen noch genauer erforscht werden.
Aussender: pressetext, Thomas Pichler
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Redaktion: TG