Kernkraftwerk Brunsbüttel: Fassbergung hat erfolgreich begonnen

BRUNSBÜTTEL/KIEL Im Kernkraftwerk Brunsbüttel hat die Bergung von korrosionsgeschädigten Fässern mit schwach- und mittelradioaktivem Abfall erfolgreich begonnen. Am Montag (29. Februar) wurde um 11 Uhr das erste Fass mit Filterkonzentraten (auch Pulverharze genannt) aus der geöffneten Kaverne 4 gehoben…

Insgesamt lagern 632 unterschiedlich stark geschädigte Fässer in sechs unterirdischen Kavernen im Kontrollbereich des Kernkraftwerks. Der gesamte Prozess aus Bergung, ggf. erforderlicher Trocknung und Umverpackung wird sich vermutlich über drei Jahre erstrecken.

„Mit der heute begonnen Bergung der Fässer wird das letzte Kapitel einer unrühmlichen Geschichte geschrieben. Die Fehler der Vergangenheit sind jetzt korrigiert. Wir haben für den Umgang mit schwach- bis mittelradioaktiven Abfällen stärkere Sicherungsmechanismen eingezogen“, sagte Minister Habeck. „Es ist gut, wenn die Kavernen schließlich geleert und die Fassinhalte sicher verpackt sind. Das muss so schnell wie möglich gehen, der Strahlenschutz für die Mitarbeiter geht aber immer vor.“

Vor Beginn der Bergungsmaßnahmen waren noch einmal Kamerafahrten in der geöffneten Kaverne 4 durchgeführt worden. An den dabei beobachteten Fässern hatte sich die Einteilung in Schadenskategorien bestätigt, die vor rund einem Jahr durchgeführt worden war. Je nach Ausmaß der Beschädigung waren die Fässer in fünf Kategorien eingeteilt worden.

Das heute als erstes geborgene Fass gehört zur Schadenskategorie 2 („geringfügige äußerlich erkennbare Auffälligkeiten“). An der Schadenskategorie orientiert sich die Wahl der Bergungswerkzeuge. Bei diesem ersten Fass erfolgte die Bergung mit einem herkömmlichen sogenannten Winkelringgreifer. Die Feuchtigkeitsmessung ergab, dass der Fassinhalt nicht zusätzlich getrocknet werden muss. Das Fass ist mittlerweile erfolgreich in die Pulverharzumsauganlage (PUSA) eingestellt worden. Anschließend hat die Vattenfall-Betreibergesellschaft die Bergung eines ersten Fasses mit Verdampferkonzentrat in Angriff genommen.

Die heutige Bergung und weitere Handhabung des Fasses fand im Beisein eines Behördenvertreters und von Sachverständigen der TÜV NORD SysTec statt. Die atomrechtliche Aufsichtsbehörde hat bis zum Abschluss der Bergungsmaßnahmen an den Kavernen 2 und 4 eine fortwährende Überwachung durch Sachverständige veranlasst.

Hintergrund:

Aufgrund von Kamerainspektionen war es möglich, die Fässer nach Beschädigungsausmaß in Kategorien einzuteilen:

. Kategorie 1: Fässer ohne äußerlich erkennbare Auffälligkeiten

. Kategorie 2: Fässer mit geringfügigen äußerlich erkennbaren Auffälligkeiten

. Kategorie 3: Fässer mit mittelschweren äußerlich erkennbaren Auffälligkeiten (z. B. mittelstarke Ablagerungen, mittelstarke Korrosion)

. Kategorie 4: Fässer mit erkennbar starken Schädigungen (z. B. großflächige Korrosion, starke Spaltkorrosion, Mediumsaustritt, Ablagerungen am Übergang zweier Fässer und Fehlstellen)

. Kategorie 5: Fässer mit besonderen Auffälligkeiten (z. B. Stauchungen, Deckelauffälligkeiten, Spannringauffälligkeiten).

Bei jedem Fass mit Pulverharz wird die Feuchtigkeit gesondert gemessen, bei Verdampferkonzentraten wird jedes Fass getrocknet. Die Trocknungsanlage vom Typ FAVORIT ist in der Lage, gleichzeitig sechs Fässer zu trocknen. Eine erneute Bestückung der Anlage ist allerdings erst möglich, wenn das letzte der sechs Fässer ausreichend nachgetrocknet worden ist.

Filterkonzentrate werden schließlich in endlagergerechte Gusscontainer umgesaugt. Die Verdampferkonzentrate werden in den Überfässern in endlagergerechte Stahlblechcontainer eingestellt. Die neukonditionierten Endlagergebinde werden zunächst in die Transportbereitstellungshalle II, später in das noch zu errichtende LasmA (Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle) eingestellt. Sobald das zentrale Endlager Konrad in Salzgitter für eine Aufnahme zur Verfügung steht, werden die Abfälle in den endlagergerechten Containern dorthin transportiert. Mit einer Eröffnung dieses Lagers ist nicht vor 2022 zu rechnen.

Aussender: Nicola Kabel, Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (SH)
Redaktion: TG