Nachdem der Deutsche Tierschutzbund nachweisen konnte, dass die Milestone Sportswear Handels GmbH falsch gekennzeichnete Felle von Marderhunden in ihren Kollektionen nutzte, hat der Jackenhersteller jetzt eine strafbewehrte Unterlassungserklärung abgegeben – nach Anmahnung des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Marderhundfell war bei Milestone-Produkten als Waschbärfell deklariert worden, welches auf Käufer hochwertiger und weniger abschreckend wirkt…
Ab dem 26. Februar 2016 verpflichtet sich Milestone, nicht mehr mit dem Material Waschbär- oder auch Kaninchenfell zu werben, wenn Produkte nicht aus diesem Material bestehen. Der Deutsche Tierschutzbund weist auf die tierquälerische Haltung von Marderhunden hin und kritisiert die Täuschung der Verbraucher scharf. Der Fall zeigt die bestehende Problematik der unzureichenden Pelzkennzeichnung deutlich auf.
„Das Töten von Tieren allein für Mode- und Luxusartikel widerspricht klar dem ethischen Tierschutz. Wenn ein Modehersteller sich dann auch noch trotz mehrfacher Hinweise verweigert zu hinterfragen, was für Felle aus welcher Haltungsform in den eigenen Kollektionen verwendet wurden, dann ist das nicht akzeptabel“, kritisiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Wir freuen uns zwar, dass Milestone sich nun öffentlich zu der falschen Kennzeichnung bekennt. Dass das Unternehmen zugesteht, den Verbraucher zukünftig nicht mehr bewusst zu täuschen, ist jedoch eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Konsequenter wäre, wenn das Unternehmen nun einen Schritt weiter geht und in Zukunft gänzlich auf den Verkauf von Echtfellen verzichtet. Die Haltung und Tötung von Marderhunden in China ist von immensem Tierleid geprägt.“
Ingmar Streese, Geschäftsbereichsleiter Verbraucherpolitik des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), ergänzt: „Das Prinzip von Klarheit und Wahrheit muss auch bei der Kennzeichnung von Echtpelz gelten. Verbraucher werden bei der Kennzeichnung von Echtpelz von vielen Firmen und Händlern in die Irre geführt. Bei diesen Verstößen gegen geltendes Recht zur Textilkennzeichnung sind auch die Marktüberwachungsbehörden der Bundesländer gefragt, die bislang viel zu selten kontrollieren. Verbraucher erwarten jedoch eine klare Kennzeichnung, von welchem Tier das Fell stammt, um sich auch gezielt dagegen entscheiden zu können. Trotz der vielfältig feststellbaren Mängel rund um die Pelztierkennzeichnung plant die Bundesregierung keine Verschärfung der Textilkennzeichnungsverordnung. Solange die Gesetze und Kontrollen so schwach sind, muss auch der Handel ein genaueres Auge auf die angebotenen Produkte werfen.“
Etikettenschwindel lenkt von tierquälerischer Haltung ab
Der Grund, warum anstelle des verwendeten Marderhundfells Waschbärfell auf den Etiketten angegebenen wurde, ist einfach: Waschbärfelle stammen meist aus der Jagd, in der Regel aus den USA und Kanada, und haben – obwohl selbstverständlich auch diese Art der Fellgewinnung aus Tierschutzsicht abzulehnen ist – ein weniger negatives Image als Felle von Pelztierfarmen. Marderhund klingt zudem weniger hochwertig. Auch haben Bilder der Zustände in den chinesischen Farmen bereits die Runde gemacht und viele Verbraucher sensibilisiert: Haltung in unstrukturierten kleinen Käfigen ohne Dach, Verhaltensstörungen, „Betäubung“ durch Schlagen auf den Boden und das Enthäuten des noch lebenden Tieres sind die Regel. Zudem schrecken Händler davor zurück, den Begriff „dog“ (englisch Marderhund: „raccoon dog“) bzw. „hund“ auf Etiketten anzubringen. Zu nah ist hier die Assoziation, dass es sich um Hundefell aus China handeln könnte.
Genetische Untersuchung belegt 100 Prozent Marderhundfell
Da Milestone in seiner Kollektion Fell verwendete, das zumeist als „raccoon“ und „Waschbär“ aus chinesischer Farmhaltung ausgezeichnet war – obwohl es keine Farmhaltung von Waschbären in China gibt – hatte der Deutsche Tierschutzbund das Unternehmen bereits 2014 auf die falsche Kennzeichnung hingewiesen. Leider blieb eine Änderung der Deklarationen aus. Die genetische Untersuchung zweier Produkte der Winterkollektion 2015, einer Herrenjacke und eines Damen-Capes, zeigte dann eindeutig, dass die Produkte reines Marderhundfell enthielten. Der Deutsche Tierschutzbund forderte Milestone auf, den Verkauf der betroffenen Produkte einzustellen und die dringend notwendige Kontrolle der Lieferketten und Kennzeichnungsmethoden nachzuholen.
Grundsätzlich muss jedes Kleidungsstück, das Teile tierischen Ursprungs enthält, nach der Textilkennzeichnungsverordnung mit einem entsprechenden Hinweis gekennzeichnet sein. Der Deutsche Tierschutzbund spricht sich klar gegen jede Verwendung von Pelz aus und fordert ein gesetzliches Verbot der Pelztierhaltung in Deutschland. Doch solange Pelz gehandelt wird, muss für den Verbraucher zumindest erkennbar sein, um welche Tierart es sich handelt, woher sie stammt und wie sie gehalten und getötet wurde. Allein diese Informationen würden viele Verbraucher vom Kauf abschrecken.
Aussender: Deutscher Tierschutzbund e.V.
Foto: copyright Deutscher Tierschutzbund e.V.
Redaktion: TG