Körperliche Bewegung kann die Plastizität des Gehirns und damit auch die Leistungsfähigkeit des Auges deutlich verbessern. Das haben Forscher des zum Nationalen Forschungsrat CNR gehörenden Istituto di Neuroscienze http://www.in.cnr.it und die Università di Pisa http://www.unipi.it ermittelt.
Sport besser als ruhiges Sitzen
Gegenstand der Forschungsarbeit war das Phänomen der sogenannten binokularen Rivalität. „Beim gleichzeitigen Auftauchen von zwei verschiedenen Bildern löst das menschliche Gehirn die dabei entstehende Verwirring dadurch, dass es sich auf eines der beiden konzentriert“, erklärt Projektleiter Alessandro Sale. Die Zeitdauer, in der ein optisches Signal wahrgenommen wird, sei ein Indiz für die Plastizität der Hirnrinde.
„Anhand früherer Tests hat sich gezeigt, dass ein zwei Stunden lang geschlossenes Auge einen Bildreiz länger wahrnimmt als ein waches Auge“, so der italienische Wissenschaftler. Zur Erweiterung dieser Erkenntnisse wurde eine aus 20 Erwachsenen bestehende Testgruppe gebildet. Die Probanden wurden zwei Stunden lang mit einem verbundenen Auge still auf einem Stuhl sitzend und danach aktiv auf einer Cyclette radelnd getestet.
Neurotransmitter entscheidend
„Zu unserem Erstaunen haben wir festgestellt, dass sich das Sehvermögen bei der Testreihe mit körperlicher Bewegung deutlich mehr verbesserte als bei dem bewegungslosen Durchlauf“, ergänzt Sale. Als möglichen Grund vermutet er das reduktive Verhalten eines beim Geschlossenhalten des Auges beteiligten Neurotransmitters. Die Ergebnisse können nach Meinung der Forscher einen Beitrag bei der klinischen Behandlung funktionaler Sehschwächen wie bespielsweise der Amblyopie liefern.
„Gymnastische Übungen öffnen neue Wege, um die Plastizität des Auges auf physiologische und nicht-invasive Weise zu erhöhen“, sagt Sales seine Kollegin Claudia Lunghi vom Dipartimento di Ricerca Traslazionale e delle Nuove Tecnologie in Medicina e Chirurgia an der Universität Pisa. Körperliche Aktivität verbessere nicht nur den Gesundheitszustand von Herz, Muskeln und Kreislauf, sondern wie jetzt bestätigt auch das Sehvermögen. Einzelheiten der Untersuchung wurden in der Fachzeitschrift „Current Biology“ http://cell.com veröffentlicht.
Aussender: pressetext, Harald Jung
Foto: pixelio.de, Bernd Kasper
Redaktion: TG