Um seine Forderung nach einem bundesweiten Verbot der Pelztierhaltung zu unterstreichen, geht der Deutsche Tierschutzbund heute mit Videoaufnahmen von zwei der zehn verbliebenen deutschen Nerzfarmen an die Öffentlichkeit. Trotz der seit 2006 geltenden Pelztierhaltungsverordnung hat sich die Situation der Tiere nicht verbessert. Der Großteil der verbliebenen Farmen hat Klage eingereicht und die Anforderungen der Verordnung, die zumindest größere Käfiggrundflächen vorschreibt, nicht umgesetzt. Das vom Bundesrat geforderte Verbot der Pelztierhaltung in Deutschland ist aus Sicht der Tierschützer unerlässlich und längst überfällig.
„Der Gesetzgeber muss sich mit einem Verbot beeilen“, fordert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes und kritisiert: „Den Farmbetreibern geht es allein um ihre wirtschaftlichen Interessen. Das Leid der Tiere ist ihnen egal. Die Zustände in den Farmen sind auch hierzulande katastrophal. Dass Pelz unter tierquälerischen Bedingungen nach wie vor in Deutschland produziert wird, ist vielen Menschen gar nicht bewusst. Es wird endlich Zeit, dass wir in Deutschland mit gutem Beispiel vorangehen und das Töten für ein überflüssiges Luxusgut endlich ein Ende hat.“ Ein bundesweites Verbot der Haltung von Pelztieren sehen die Tierschützer als ersten wichtigen Schritt. Langfristig müsse es aber hin zu einem europaweiten Verbot sowie verschärften Vorschriften für die Kennzeichnung von Pelz gehen. Neben der politischen Lage in Deutschland, konzentriert sich der Verband derzeit auch auf die Aufklärung der Verbraucher und berichtet in der neuen Ausgabe seines Magazins DU UND DAS TIER ausführlich zum Thema Pelz.
Grausame Haltung in engen Gitterkäfigen
Die vom Deutschen Tierschutzbund aufgenommenen Bilder auf deutschen Pelzfarmen zeigen Erschreckendes: In direkt nebeneinander im Freien aufgereihten Gitterkäfigen leben mehrere Nerze auf engstem Raum. Bis auf nur vereinzelt vorhandene kurze Plastikröhren, Gitterplattformen und eine Nestbox, sind die Käfige völlig unstrukturiert. Die Nerze sind damit jeder Möglichkeit beraubt, sich artgerecht zu verhalten – Verhaltensstörungen, wie stereotype Bewegungen oder Gitterbeißen sind oftmals die Folge. Der Kot der Tiere fällt durch den unbefestigten Gitterboden hindurch und stapelt sich unter den Käfigen, die Geruchsentwicklung ist zum Teil enorm. Die Tiere müssen direkt über ihren Fäkalien sitzen. In den Käfiganlagen im Freien sind die Nerze Hitze wie Kälte schutzlos ausgesetzt. Ein Wasserrohr, das an der Käfigreihe entlang verläuft, droht bei niedrigen Temperaturen einzufrieren. Der als einzige Nahrung dienende Futterbrei wird oben auf den Käfigen verteilt und muss von den Tieren durch das Gitter hindurch aufgeschleckt werden.
Bundestag soll über Gesetzesänderung entscheiden
Die Entscheidung, ob ein Gesetzentwurf zur Änderung des Tierschutzgesetzes für ein Verbot der Pelztierhaltung verabschiedet wird, liegt aktuell beim Bundestag. Der Deutsche Tierschutzbund hat die Mitglieder des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft, der über den Gesetzentwurf beraten und seine Empfehlung dem Bundestagsplenum vortragen wird, gebeten, diesen zu unterstützen. Der Entwurf des Bundeslandwirtschaftsministers sieht vor, statt des Tierschutzgesetzes das Tiererzeugnisse-Handels-Verbotsgesetz zu ändern. Die Tierschützer begrüßen, dass in beiden Fällen ein Ende der Pelztierhaltung das Ziel der Vorlagen ist. Sie kritisieren dabei aber insbesondere, dass bestehende Nerzfarmen für weitere zehn Jahre unverändert bestehen dürfen sollen.
Das Video können Sie sich hier ansehen: www.tierschutzbund.de/pelztierfarmen
Die Anti-Pelz-Kampagne finden Sie hier: www.tierschutzbund.de/kampagne-pelz
Aussender: Pressesprecher, Deutscher Tierschutzbund e.V.
Redaktion: TG