Forschern der japanischen Jikei University School of Medicine http://jikei.ac.jpist haben aus embryonalen menschlichen Stammzellen erstmals reife urinproduzierende Nieren gezüchtet. Als diese dann im Rahmen von Laborversuchen zuerst in Ratten und anschließend in Schweine eingesetzt wurden, funktionierten sie auch mehrere Wochen später noch. Bis auf dieselbe Art und Weise tatsächlich auch Nieren für Menschen herangezüchtet werden können, werden aber wohl noch viele Jahre vergehen, heißt es Fachmagazin „PNAS“ http://pnas.org.
Grundproblem überwunden
„Weltweit gesehen ist die Zahl der Patienten, die an einer Nierenerkrankung im Endstadium leiden und dringend eine Transplantation benötigen, stetig ansteigend“, stellt Takashi Yokoo, einer der Studienautoren klar. Gleichzeitig sei ein erheblicher Notstand bei Spenderorganen zu beobachten. Dieser habe zur Folge, dass jährlich mehr als 350 Menschen, die auf eine Spenderniere warten, sterben würden. „Natürlich wird es noch Jahre und viele Testreihen benötigen, bis diese Methode auch beim Menschen funktioniert. Unsere Forschung ebnet aber den Weg, dieses Ziel zu erreichen“, betont Yokoo gegenüber „BBC News“.
Mit ihrer Forschung haben Yokoo und sein Team ein Grundproblem überwunden. Um aus Stammzellen gezüchtete Organe beim Menschen einsetzen zu können, dürfen keine tierischen Zellen übertragen werden, da sonst eine Abstoßungsreaktion auftreten würde. Dies lässt sich nur vermeiden, wenn die künstlichen Nieren so früh wie möglich vom Spender in den Empfänger übertragen werden, wo sie weiter wachsen. Bei Menschen funktionierte das bislang nicht, weil der Harnleiter fehlt und es daher keine Möglichkeit gäbe, Urin loszuwerden.
Künstliche Blase verwendet
Genau dieses Problem konnte nun aber umgangen werden, indem die Forscher die embryonalen Nieren zusammen mit den daran hängenden Blasen in ausgewachsene Ratten implantierten. Vier Wochen nach dem Eingriff verbanden sie diese Blase mit dem Harnleiter einer der Nieren der erwachsenen Ratte. Dadurch konnte der Urin aus der künstlichen Niere in die künstliche Blase und von dort in die Blase der Ratte fließen. Weitere vier Wochen später waren die künstlichen Nieren soweit herangewachsen, dass sie reifen Nieren ähnelten.
Um wissenschaftlich überwacht zu testen, ob sich die gleiche Prozedur auch für Nieren in menschlicher Größe eignet, wiederholten die japanischen Wissenschaftler ihr Experiment später auch bei Schweinen. Auch hier funktionierten die Stammzellen-Organe nach einer Überprüfung acht Wochen nach der Transplantation noch einwandfrei. Als nächstes will Yokoos Team Nieren aus menschlichen Stammzellen in Schweineembryonen züchten.
Aussender: pressetext, Markus Steiner
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Redaktion: TG