Nachdem die Behörden unter anderem in Spanien, Belgien und den USA den Diesel-Skandal von Volkswagen prüfen und etliche Sammelklagen weltweit vorbereitet werden, kommen nun weitere Hiobsbotschaften aus Australien hinzu. Allein dort könnten dem Konzern fast 700.000 Euro Strafe für jedes verkaufte Fahrzeug drohen. Verbraucher könnten mit falschen Angaben über die Umweltfreundlichkeit der Wagen getäuscht worden sein, so die Verbraucherschutzbehörde des Landes. Der Einbau einer manipulierten Software verstoße zudem gegen Gesetze.
Die Behörde wartet noch auf Angaben von VW, ob Autos mit dieser Software nach Australien geliefert wurden. Audi hatte dies bereits eingeräumt, allerdings sei die Software in den Audi-Fahrzeugen nicht aktiv gewesen. Seit 2009 sind in Australien nach Schätzungen rund 50.000 VWs mit Diesel-Antrieb verkauft worden. Allein in Australien wäre damit eine Maximalstrafe von etwa 35 Mrd. Euro möglich. Noch größere Schwierigkeiten drohen VW jedoch in den USA.
„Über US-Komplettausstieg nachdenken“
Neben der noch ausstehenden Strafe der US-Umweltbehörde fordert der Landkreis Harris County bis zu 25.000 Dollar ja Verstoß pro Tag. VW habe durch seinen bewussten Betrug die Bemühungen des Landkreises zur Verbesserung der Luftqualität und zum Schutz der Bürger untergraben. Analysten sehen den finanziellen Problemen hingegen ins Auge – mit drastischen Vorschlägen: „Ein Komplettausstieg der Marke Volkswagen-Pkw in den USA sollte in Erwägung gezogen werden, zumal gerade die rechtlichen Risiken in den Vereinigten Staaten immens sind“, sagt NordLB-Analyst Frank Schwope im pressetext-Interview.
Schlecht ist auch der Ausblick: „Der Abgasmanipulationsskandal wird den Volkswagen-Konzern massiv verändern. Nach heutigem Stand der Dinge gehen wir von Gesamtkosten – inklusive Strafzahlungen, Rückrufaktionen, Entschädigungen für Wertverlust und möglichen Schmerzensgeldforderungen – in Höhe von mindestens 30 Mrd. Euro aus. Hinzu kommt ein immenser Reputationsschaden, der sich letztlich in zukünftig nicht verkauften Fahrzeugen beziehungsweise nicht erzielten Gewinnen ausdrückt, sich allerdings nur schwer bemessen lässt. Insbesondere in den USA dürften die Fahrzeugverkäufe zurückgehen“, so Schwope.
Gutes Image von Audi und Porsche bleibt
Da der Konzern nach Jahren mit Verlusten seit 2007 keine Zahlen für Nordamerika mehr veröffentlicht hat, geht der Analyst davon aus, dass kumuliert über die vergangenen 15 Jahre eher Verluste als Gewinne in den USA angefallen sein dürften. Der jetzt in den USA entstandene Gesamtschaden dürfte die Verluste um einen zweistelligen Milliarden-Betrag erhöhen. „Zudem hat die Marke Volkswagen jahrelang eine verfehlte Modellpolitik in den USA betrieben. Die Marken Audi und Porsche hingegen dürften deutliche Gewinne auch in den USA einfahren.“
Aussender: pressetext, Florian Fügemann
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Redaktion: TG