Der nationale Gesundheitsdienst Großbritanniens, der National Health Service (NHS), könnte pro Jahr bis zu 5,7 Mrd. Pfund (rund 7,7 Mrd. Euro) durch Betrügereien verlieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie unter der Leitung von Jim Gee, dem ehemals obersten Betrugsbekämpfer des NHS.
Abrechnungs-Mauscheleien
Verantwortlich für den Betrug machen die Experten vor allem Apotheker, Zahnärzte, praktische Ärzte und nicht zuletzt die Patienten selbst. Zu den betroffenen Bereichen gehören Beschaffung, Verschreibung, Registrierung von Patienten und die Gehälter. Die britische Regierung geht indes auf Distanz zur aktuellen Studie und hält diese für „höchst spekulativ“. Zudem sei diese „voller Ungereimtheiten“.
Für die Ermittlung des Betrugsausmaßes musste die Überprüfung auf Schätzungen und nachgewiesene Betrugsfälle zurückgreifen. Das Ausmaß liegt den Studienautoren daher zwischen 3,7 und 5,7 Mrd. Pfund. Das Gesamtbudget des NHS beträgt derzeit mehr als 110 Mrd. Pfund. Zu den in der Analyse aufgezählten Betrugsfällen gehören zum Beispiel Zahnärzte, die nicht durchgeführte Behandlungen verrechneten. Aber auch praktische Ärzte, die ihre Aufzeichnungen fälschten, um mehr Geld zu bekommen, seien ein Problem.
2012 wurde ein Zahnarzt aus Birmingham inhaftiert, nachdem der das NHS um rund 1,4 Mio. Pfund erleichtert hatte. Patienten betrögen das Gesundheitssystem durch falsche Ansprüche für kostenfreie Verschreibungen sowie unnötige Besuche bei Zahnarzt oder Optiker. Der größte Bereich dürfte jedoch der Betrug bei den Gehältern sein. Die Schätzungen gehen von einem Schaden zwischen 555 Mio. und 1,49 Mrd. Pfund aus.
Betrügereien sind vermeidbar
Gee führte die Studie für das Wirtschaftsprüfungsunternehmen PFK Littlejohn durch. „Die beste Möglichkeit, den Betrügereien einen Riegel vorzuschieben, ist, nicht darauf zu warten, dass ein Betrugsfall eintritt und dann zu handeln, sondern vorher einzugreifen und es zu verhindern. Beim einem Betrug handelt es sich um Kosten, die berechnet, verwaltet und verringert werden können wie alle anderen“, erklärt Gee.
Aussender: pressetext, Michaela Monschein
Redaktion: TG