Der Wohnungsbau in Deutschland geht am Bedarf vorbei. Zu diesem ernüchternen Fazit kommt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln in seiner jüngsten Erhebung. Während Deutschlands Städte boomen, veröden viele ländliche Regionen zusehends. Doch in den Metropolen wird zu wenig gebaut, in einigen Landkreisen gibt es indes schon jetzt zu viele Neubauten, so die Wirtschaftsforscher.
Zu wenig Wohnraum in Städten
Dass die Politik laut den Experten gegensteuern muss, zeigt sich mit Blick auf die aktuellen Zahlen. Rund 245.000 Wohnungen entstanden im vergangenen Jahr in Deutschland. Davon entfielen allerdings nur 66.000 auf Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern – benötigt würden dort aktuellen Berechnungen der Kölner aber 50 Prozent mehr, nämlich 102.000.
Allein in Berlin müssten den Experten nach bis 2020 pro Jahr etwa 20.000 neue Wohnungen bezugsfertig werden. Tatsächlich waren es 2014 aber nur 8.744. Anders sieht die Lage in einigen ländlichen, strukturschwachen Kreisen wie der Eifel, dem Schwarzwald oder weiten Teilen Ostdeutschlands aus. Dort gibt es zu viele Wohnungen, die gar nicht benötigt werden.
Kapft gegen Leerstand aufnehmen
Kommunen auf dem Land versuchen durch neue, günstige Bauflächen mehr Unternehmen und Einwohner zu gewinnen. In Kombination mit geringen Zinsen sorgt das dort für eine zu hohe Bautätigkeit. Zugleich zieht es immer mehr Menschen – egal ob Studenten, Zuwanderer oder jüngere Senioren – in die Großstädte, wo Bauland knapp ist.
Diese Gemengenlage gipfelt schlussendlich darin, dass in den Städten die Immobilienpreise steigen, während in ländlichen Regionen hingegen Leerstand droht. Hier muss die Politik eingreifen, fordert IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer: „Beliebte Städte müssen die Auflagen etwa für die Gebäudehöhe lockern.“ Zugleich sollten sie noch stärker versuchen, brach liegende Flächen für den Wohnungsbau zu aktivieren.
Aussender: pressetext, Florian Fügemann
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Redaktion: Hallo-Holstein