Auf Obstplantagen und anderen landwirtschaftlichen Nutzflächen versprühte Insektizide schädigen nützliche Spinnen stärker als bisher vermutet. Das haben Forscher der kanadischen McGill University in einer aktuellen Untersuchung zur Spinnenart „Bronze Jumping Spider“ herausgefunden. Diese Spinnen spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem, da sie unter anderem Eichenwickler fressen, ein Schädling, der vor allem junge Pflanzen und Früchte angreift.
Gleichgewicht bedroht
„Bauern sprühen Insektizide auf Pflanzen, um Schädlinge loszuwerden. Bisher dachte man, dass dies nur einen kleinen Effekt auf das Verhalten der Spinnen hat. Aber wir wissen jetzt, dass dies nicht der Fall ist“, sagt McGill-Doktorand Raphaël Royauté. Laut den Experten beeinträchtigen die Schädlingsbekämpfungsmittel die Fähigkeit der Spinnen zu springen und zu jagen – und Schädlinge zu fressen und damit ihr eigenes Überleben überhaupt dauerhaft sicherstellen zu können.
Die Forscher aus Montreal konnten vor allem signifikante Verhaltensveränderungen bei den Spinnen als direkte Folge der Pestizidfreisetzung beobachten. „Einige Individuen sind bereit Risiken einzugehen, wenn Feinde anwesend sind, neue Territorien schneller zu erkunden oder Beute kurzerhand auszuschalten“, erklärt Royauté. Doch das Verhalten der Spinnen änderte sich. Sie agierten unvorhersehbarer und generell anders, als dies ihrer eigentlichen Natur entspricht. Doch längst nicht alle Spinnen werden gleichermaßen vom Pestizid beeinflusst.
Weibliche Tiere leiden mehr
Die Untersuchung hat zudem ergeben, dass das Geschlecht der Tiere einen Einfluss auf das Verhalten unter Pestizideinwirkung hat. Obwohl männliche Spinnen großteils unverändert jagen und Beute machen konnten, „verloren“ sie Persönlichkeitsmerkmale im Verhalten. Weibliche Krabbler hingegen haben viel größere Schwierigkeiten dabei, ihre Jagdnatur zu bewahren und agil gegen die Falter vorzugehen. Weitere Forschungen zu den Auswirkungen, die das häufig von Bauern eingesetzte Pestizid Phosmet auf die Spinnen hat, sollen zeigen, welche langfristigen Auswirkungen dies auf die Population der Tiere hat.
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Redaktion: TG / Hallo-Holstein