Um die einheimische Stahlindustrie vor Billigimporten aus China zu schützen, hat Mexikos Regierung einen 15-prozentigen Zolltarif für alle chinesischen Stahlprodukte eingeführt. Zudem sollen die Zollkontrollen verschärft werden, um die illegale Einfuhr von Stahl zu vermeiden. Hintergrund ist, dass tausende mexikanische Arbeitsplätze in der Stahlproduktion gefährdet sind. Doch nicht ganz Mexiko steht hinter dieser Maßnahme, denn die einheimische Autoindustrie könnte von billigen chinesischen Stahl sehr profitieren.
Diese Entscheidung der Regierung ist das Resultat niedriger Nachfrage und gleichzeitig immer höherer Produktionsleistung in China. Stahlimporte stiegen in der Periode von Januar bis Mai gegenüber dem Vorjahr um elf Prozent, während die Produktion um fünf Prozent fiel. Die Importe aus China stiegen um 113 Prozent. Den endgültigen Ausschlag für die protektiven Maßnahmen der Regierung gab nun die Ankündigung des großen mexikanischen Stahlproduzenten Ahmsa, die Produktion um 20 Prozent zu reduzieren und 4500 Arbeiter zu entlassen. Chinesische Verantwortliche sprachen sich vehement gegen die mexikanischen Maßnahmen aus und meinten, dass ihre Produkte einfach sehr wettbewerbsfähig seien.
Autoindustrie wettert gegen Maßnahmen
Aber nicht nur China wettert gegen die neuen Maßnahmen. Auch die mexikanische Automobilindustrie heult laut auf. Sie warnt davor, dass diese protektionistischen Maßnahmen die Wettbewerbsfähigkeit eines der leistungsfähigsten Sektoren stark treffen könnte. Die mexikanische Autoindustrie importiert rund 90 Prozent des benötigten Stahls. „Mexiko kann die Regeln des Spieles nicht ändern. Wir können keine neuen Elemente einführen, die sich auf unser Wachstum und unsere Wettbewerbsfähigkeit auswirken“, warnt ein Sprecher der Autoindustrie. Mexiko ist der siebentgrößte Autohersteller der Welt und der viertgrößte Exporteur im Automobilbereich.
„Wir wollen weiterhin ein Land bleiben, dass den freien Handel willkommen heißt, aber auch aktiv genug unfairen Wettbewerb zu bekämpfen“, meint der Wirtschaftsminister Ildefonso Guajardo. Die Regierung rund um Präsident Enrique Pena Nieto sucht dabei die Balance zwischen der Unterstützung arbeitsintensiver Industrien, die höhere Durchschnittslöhne zahlt, und ist zugleich bestrebt, dass Mexiko eine der offensten Volkswirtschaften in Lateinamerika bleibt.
Meinungsunterschiede zwischen Anbietern und Nachfragern von Stahl traten erstmals vor einem Monat auf. Mexiko führte Antidumping-Zölle auf kaltgewalzten chinesischen Flachstahl ein, nachdem festgestellt wurde, dass chinesische Exporteure ihr Stahl mit Dumpingpreisen, subventioniert durch die chinesische Regierung, auf den Markt bringen. Ähnliche Zölle wurden auf andere Stahlprodukte verhängt.
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Redaktion: TG / Hallo-Holstein