Pittsburgh – Mit dem Online-Spiel „BooFlag“ bietet das Indie-Studio Molleindustria http://molleindustria.org jetzt die Möglichkeit, die Konföderierten-Fahne auszubuhen, bis sie brennt. Was vordergründig eher sinnlos wirkt, ist letztlich aber eine Kritik an der bizarren US-Reaktion auf das Kirchen-Massaker in Charleston. Denn brennt die Fahne, gratuliert das Spiel mit: „Good job! Institutional racism and epidemic gun violence probably addressed.“ („Gut gemacht! Institutioneller Rassismus und epidemische Waffengewalt vermutlich angegangen.“)
Böse Fahne frei zum Abschuss
Nachdem in der Vorwoche ein rassistisch motivierter Amokläufer in einer Kirche in Charleston, South Carolina, neun Afroamerikaner ermordet hat, scheint die US-Öffentlichkeit einen Schuldigen ausgemacht zu haben. Der vom Täter offenbar verherrlichten Konföderierten-Fahne wird auf breiter Front der Kampf angesagt. Über landläufigen Rassismus oder den allzu leichten Zugang zu Waffen dagegen spricht praktisch niemand, kritisiert ein Artikel in „Slate“. Eben deshalb ist laut dem Entwickler BooFlag http://molleindustria.org/booFlag entstanden.
In den Südstaaten blieb die Konföderierten-Fahne bis zum Charleston-Massaker allgegenwärtig. Doch dann hat South Carolias Gouverneurin Nikki Haley sie nun zum „höchst beleidigenden Symbol einer zutiefst anstößigen Vergangenheit“ erklärt und ein Verschwinden von öffentlichen Gebäuden angeordnet. Diesem Beispiel sind inzwischen weitere Staaten, Nationalparks und auch die Wirtschaft gefolgt. Amazon, eBay und andere lassen Produkte mit der Fahne aus dem Sortiment verschwinden. Inzwischen bereinigt auch Apple den App Store, nur lehrreiche oder historische Darstellungen sollen zulässig bleiben.
Kritik an gegenwärtiger Reaktion
Freilich wurde kein einziges der Charleston-Opfer mit einer Konföderierten-Fahne ermordert. Dafür hat sich der Attentäter doch lieber auf Waffengewalt besonnen. BooFlags Gratulation macht darauf aufmerksam, dass ein Fahnensturm das vielleicht doch nicht verhindert. Dass das Spiel von Molleindustria stammt, ist nicht verwunderlich. Der Publisher hat sich auf kleine Spiele mit sozialem Kommentar spezialisiert. Unter anderem hat man 2013 die US-Waffenlobby NRA aufs Korn genommen. Die macht schließlich so ziemlich alles für Waffenmorde verantwortlich – außer dem leichten Zugang zu Schusswaffen.
Aussender: pressetext, Thomas Pichler
Foto: molleindustira.com
Redaktion: TG / Hallo-Holstein