Hamburg, 15. Juni 2015 – Nach der tödlichen Attacke einer Elefantenkuh des Zirkus Luna (auch genannt Francordia) auf einen Spaziergänger warnt die Tierschutzorganisation VIER PFOTEN vor weiteren gefährlichen Sicherheitslücken bei der Wildtierhaltung des Zirkus. Braunbärin Shirley lebt in einem winzigen Käfigwagen
Das dazugehörige Außengehege ist lediglich von einem niedrigen, handelsüblichen Bauzaun umgeben, den Mensch und Tier leicht überwinden oder umwerfen können.
Die mittlerweile in den Safaripark Stukenbrock überführte Elefantenkuh Baby (vormals Benjamin) wurde regelmäßig, wie in Zirkussen üblich, hinter einem unter Strom gestellten Weidezaun gehalten. Für die gewaltigen Tiere kein ernstzunehmendes Hindernis. Die Bärenhaltung des Zirkusbetriebs der Familie Frank ist ebenfalls extrem fahrlässig. Das Außengehege der letzten verbliebenen Braunbärin Shirley ist von einem etwa 1,50 m hohen Bauzaun umgeben, durch den problemlos durchgegriffen werden kann und der absolut keine sichere Barriere darstellt. Für Auftritte werden Zirkusbären statt in Käfigtunneln an Logen in die Manegen geführt. Kein Mensch kann einen Bären davon abhalten sich loszureißen oder einen halbhohen Zaun zu überwinden. Bärin Shirley ist 2007 bereits einmal entkommen und hat sich in die Fulda geflüchtet. Ein Betäubungsschuss musste sie aufhalten, nur durch Zufall sind keine Menschen zu Schaden gekommen.
Thomas Pietsch (45), Wildtierexperte von VIER PFOTEN:
„‘Wäscheleinen‘, Zeltplanen und untaugliche Zäune aus dem Baumarkt, damit lässt sich das Sicherheitskonzept im Zirkus Luna / Francordia zusammenfassen. Diese Sicherheitsprobleme gibt es in allen Zirkusbetrieben. In Zoos dürfen gefährliche Wildtiere nur unter strengen Auflagen gehalten werden, in deutschen Zirkussen können sich solch verheerenden Unfälle dagegen jederzeit wiederholen. Nur ein Wildtierverbot kann diese Zeitbomben in deutschen Städten entschärfen. Im Fall von Bärin Shirley steht ein Gehege im BÄRENWALD MÜRITZ bereit!“
Gefährliche Wildtiere im Zirkus Luna
Zirkus Luna steht immer wieder wegen seiner nicht artgemäßen Tierhaltung in der Kritik. Erst am vergangenen Wochenende musste Bessy, eine der beiden Bären des Zirkus, eingeschläfert werden. Ursache dafür war wahrscheinlich ein Bandscheibenvorfall der Bärin, vermutlich verursacht durch die katastrophalen Haltungsbedingungen im Zirkus. VIER PFOTEN drängt darauf, Shirley, den letzten verbleibenden Bären des Zirkus Luna, zu retten und in ein Bärenschutzzentrum zu überführen. Die Stiftung hat Zirkus Luna und den verantwortlichen Behörden schon zu Lebzeiten Bessys mehrfach angeboten, beide Bären kostenfrei in den BÄRENWALD Müritz zu überführen.
Wildtierhaltung im Zirkus ist Tierquälerei
Wildtiere leiden unter der Haltung in engen Zirkusgehegen und -wagen, fragwürdigen Dressurmethoden, stressigen Auftritten und permanenten Transporten. Es kommt immer wieder zu Tierschutzverstößen bei fahrenden Zirkussen. Doch noch immer sind die gesetzlichen Regelungen zur Zirkustierhaltung in Deutschland nur unverbindlich und absolut unzureichend. VIER PFOTEN setzt sich daher intensiv für ein komplettes Wildtierverbot im Zirkus ein. Auch der Bundesrat und die Bundestierärztekammer sprechen sich klar für ein Ende der Wildtierhaltung in Zirkussen aus. Ein solches Verbot gibt es bereits in vielen europäischen Ländern, z.B. in Belgien, Griechenland, Kroatien, Malta und Österreich. VIER PFOTEN fordert die Bundesregierung zum Handeln auf: Die CDU/CSU muss endlich ein bundesweites Wildtierverbot für Zirkusse beschließen. Ein entsprechender Online-Appell mit bereits über 56.000 Teilnehmern kann auf www.vier-pfoten.de/bruellen unterzeichnet werden.
Zum Online-Protest: www.vier-pfoten.de/bruellen
Weitere Informationen: http://www.vier-pfoten.de/themen/wildtiere/zirkus/
Über den BÄRENWALD Müritz: www.baerenwald-mueritz.de
Aussender: VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz, Melitta Töller
Redaktion: TG / Hallo-Holstein