Evanston – Das Verzehren der Plazenta nach der Geburt schützt Frauen nicht gegen Depressionen und verleiht auch nicht mehr Energie, wie Wissenschaftler der Northwestern University http://northwestern.edu ermittelt haben. Annahmen, dass die in der Plazenta enthaltenen Vitamine die Gesundheit fördern, haben in den vergangenen Jahren das Interesse an dieser Praxis gefördert. Die Ergebnisse wurden in „Archives of Women’s Mental Health“ http://bit.ly/1KQ2mua veröffentlicht.
Internet- und Medien-Hype
Das Team um Cynthia Coyle konnte bei der Analyse von zehn veröffentlichten Studien jedoch keine wissenschaftlichen Beweise für Vorteile und auch keine Untersuchungen möglicher Risiken finden. Die Popularität dieser Anwendung, so die Experten, könnte durch Berichte in den Medien, auf Blogs und Websites über all die Jahre zugenommen haben.
Die Analyse von zehn Studien hat keine Hinweise darauf ergeben, dass das Essen der rohen oder gekochten Plazenta sowie die Einnahme entsprechender Tabletten Gesundheitsvorteile mit sich bringt. Die sogenannte Plazentophagie soll die Schmerzen nach der Geburt verringern, die Energiewerte erhöhen, zu mehr Muttermilch verhelfen und die Bindung zwischen Mutter und Kind verstärken.
Dosierung sehr unterschiedlich
Manche Ansätze gehen auch davon aus, dass die Eisenspeicher im Körper wieder aufgefüllt werden. Diese Annahmen werden aber eher durch subjektive Berichte gestützt als durch wissenschaftliche Forschung. Zusätzlich gibt es keine Studien, die mögliche Risiken der Plazentophagie untersucht haben. Sie dient auch dazu, den sich entwickelnden Fötus vor Giftstoffen und anderen Belastungen zu schützen.
Coyle geht davon aus, dass an sich gesundheitsbewusste Frauen, die sich für eine Plazentophagie entscheiden, bereit sind, sich auf etwas einzulassen, für das es keine wissenschaftlichen Beweise gibt. Noch problematischer sei es, dass es keine Informationen über die möglichen Risiken gibt. „Es gibt keine Vorschriften dafür, wie die Plazenta gelagert und zubereitet wird. Und auch die Dosierung weicht immer wieder ab.“
Aussender: pressetext, Michaela Monschein
Foto: pixelio.de, W. Bugmann
Redaktion: TG / Hallo-Holstein