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Mozilla: Web-Tracking lähmt Browser massiv – News-Seiten laden mit „Tracking Protection“ fast doppelt so schnell

New York/San Francisco – Diverse Tracking-Cookies von Drittanbietern verlängern die Ladezeiten von Webseiten deutlich. Wie extrem dieser Effekt ist, haben Forscher jetzt anhand der 200 meistbesuchten News-Seiten ermittelt. Mit der seit Januar für Firefox verfügbaren „Tracking Protection“ laden diese durchschnittlich um 44 Prozent schneller, bei 39 Prozent weniger übertragenem Datenvolumen. Problematisch ist, dass ein stures Blockieren von Drittanbieter-Tracking heutzutage auch von vielen Nutzern gewünschte Funktionen wie Facebook-Shares trifft.Foto: mozilla.org

Besonders Online-Werbung hat dazu geführt, dass viele Nutzer von lähmenden Ladezeiten und Tracking-Cookies genervt sind. Dazu kommt das Risiko für die Privatsphäre. Daher boomen Ad-Blocker, so Georgios Kontaxis von der Columbia University http://columbia.edu und die zum Studienzeitpunkt bei Mozilla tätige Monica Chew. Der Browser-Anbieter hat seit diesem Jahr auch eine eigene Privacy-Technologie umgesetzt, die der aktuellen Studie zufolge sehr effektiv ist. So reduziert sie die Menge der HTTP-Cookies, die von den 200 News-Seiten gesetzt werden, um über zwei Drittel und sorgt damit auch für ein schnelleres Surfen.

Müll-Datenberge

Viele Webseiten nutzen Drittanbieter-Inhalte mittlerweile in einem Ausmaß, dass speziell auf ihre Privatsphäre bedachte Nutzer durchaus von Müll-Datenbergen sprechen können. Die Seite weather.com beispielsweise übermittelt normalerweise 4,5 Megabyte (MB) an Daten und braucht 6,3 Sekunden zum Laden. Mit Mozillas Tracking Protection bleiben nur 2,8 MB über und die Seite ist nach 3,5 Sekunden fertig aufgebaut. Die Forscher betonten, dass das nur am Eliminieren von Drittanbieter-Inhalten liegt – das eigentliche Angebot der angesurften Seite, in diesem Fall weather.com, bleibt unberührt.

Eine scharfe Lösung blockiert dabei aber nicht nur Werbung, sondern auch Drittanbieter-Inhalte, die für die Funktion einer modernen Webseite relevant sind. „Beispiele von Content-Trackern umfassen soziale Widgets wie Facebooks Like-Button, Video-Hosting-Seiten wie Vimeo, und Kommentar-Plattformen wie Disqus“, betonen die Forscher. Für User, die auf solche Dinge Wert legen, brauche es geeignete Kompromisslösungen. Ein weiteres Problem bei Anti-Tracking-Tools ist demnach, dass es immer schwieriger wird, zu beurteilen, ob Inhalte wirklich von Drittanbietern stammen. Das liegt an den zunehmend verbreiteten Content Distribution Networks. Facebook nutzt beispielsweise die Domain fbcdn.net – auf den ersten Blick scheinbar ein anderer Anbieter als facebook.com.

Gegensätzliche Interessen

„Das vorherrschende Geschäftsmodell im Internet führt zu ungleichen Interessen bei Nutzern, Werbenden und Content-Anbietern“, betonen Kontaxis und Chew. Für Nutzer sind schnelles Surfen und Wahrung der Privatsphäre wichtig, für Marketer möglichst gezielte Werbung und für Webseiten die daraus resultierenden Einnahmemöglichkeiten. Daraus entsteht ein Spannungsfeld mit teils heftigen Reaktionen. So hat die Werbewirtschaft Microsoft scharf kritisiert, als es den Internet Explorer 10 mit standardmäßig aktiviertem Do-not-Track-Feature ausgeliefert hat.

Bei Mozillas Firefox ist die seit Version 35 verfügbare Tracking Protection nicht von vornherein aktiviert. Nutzer müssen sich also bewusst dafür entscheiden. Damit ähnelt der Ansatz eher beliebten Erweiterungen wie AdBlock Plus, die der Studie zufolge nicht ganz mit Mozillas Technologie mithalten kann. Denn das Tool blockiert demnach nur 40,1 Prozent aller Cookies.

Zur Studie „Tracking Protection in Firefox For Privacy and Performance“: http://ieee-security.org/TC/SPW2015/W2SP/papers/W2SP_2015_submission_32.pdf

Aussender: pressetext, Thomas Pichler
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Redaktion: TG / Hallo-Holstein