Donostia-San Sebastián – Wörter, die Gehirnwellen auslösen, können laut Forschern des Basque Center on Cognition, Brain, and Language http://bcbl.eu eingesetzt werden, um Menschen zu identifizieren. Das Team um Blair Armstrong hat die Signale von 45 Freiwilligen aufgezeichnet, als sie eine Liste mit 75 Abkürzungen lasen. Die ausgewerteten Veränderungen waren so einzigartig, dass Menschen zu 94 Prozent identifiziert werden konnten.
Weiterentwicklung nötig
Die in „Neurocomputing“ http://bit.ly/1IP7b4S veröffentlichten Ergebnisse weisen darauf hin, dass Gehirnwellen bei Sicherheitssystemen zur Identifizierung der Identität eingesetzt werden könnten. Obwohl die bisher erzielte Genauigkeit nicht ausreichen würde, um zum Beispiel einen Raum oder einen Computer voll mit Geheimnissen zu schützen, sind diese Ergebnisse jedoch ein vielversprechender Anfang.
Verfahren zur Identifizierung von Menschen basierend auf elektrischen Gehirnsignalen wurden bereits in der Vergangenheit entwickelt. Ein Vorteil wäre, dass die Identität anders als bei Passwörtern oder Fingerabdrücken permanent verifiziert werden kann. Eine kontinuierliche Verifikation durch die Erkennung des Gesichts, des Ohres oder durch die Überwachung der Gehirnwellen, könnte es ermöglichen, dass ein Mensch mit vielen Computersystemen oder sogar mit einer Reihe von „intelligenten“ Gegenständen interagiert – und zwar ohne Passwort.
Bisher scheiterten entsprechende Ansätze jedoch oft an den „Nebengeräuschen“ bei der Messung der Gehirnsignale und damit an der Möglichkeit, diese Daten zu analysieren. Armstrongs Ansatz löst dieses Problem durch die Konzentration auf die Gehirnwellen einer bestimmten Gehirnregion, die mit dem Lesen und dem Erkennen von Wörtern in Zusammenhang steht. Dabei entstehen klarere Signale, die sich rascher auswerten lassen.
Biometrik völlig neu erdacht
Die Signale entstehen, wenn ein Mensch auf sein semantisches Gedächtnis zugreift. Episodische Erinnerungen zeichnen unsere Erfahrungen auf, semantische Erinnerungen erfassen jedoch die Bedeutung von bestimmten Wörtern. Die Sammlung der Bedeutungen, die Menschen mit Wörtern in Zusammenhang bringen, kann sich von Mensch zu Mensch leicht unterscheiden. Damit wird ein individuelles Muster sichtbar.
Anderes als episodische Erinnerungen, verändern sich semantische nur wenig. Wird man zum Beispiel von einer Biene gestochen, gibt es wahrscheinlich beim Lesen des Wortes „Biene“ bei den Neuronen des episodischen Gedächtnisses Unterschiede. Die Neuronen des semantischen Gedächtnisses dürften sich jedoch ähnlich wie vor diesem Ereignis verhalten.
Laut Armstrong lässt sich das neue Verfahren so weiterentwickeln, dass es eine persönlichere und schwerer zu knackende Alternative zu Fingerabdruckerkennung oder Iris-Scans darstellen kann. Der Forscher verweist hierbei auf einen Fall in Malaysia. 2005 entfernten Autoräuber die Fingerspitzen des Besitzers, damit sie das Auto starten konnten. Ein Gehirn lässt sich aber nicht einfach entfernen.
Kevin Bowyer von der University of Notre Dame http://nd.edu nach verändert der Ansatz zwar die Vorstellungen von Biometrik. Der Experte gibt aber zu bedenken, dass das Verfahren derzeit weit weniger genau sei als das Scannen eines Fingerabdrucks oder der Iris. Da drei Elektroden am Kopf platziert werden müssen, sei das Verfahren auch schwieriger einzusetzen.
Aussender: pressetext, Michaela Monschein
Foto: pixelio.de, Rike
Redaktion: TG / Hallo-Holstein