Boston – Zwei Drittel der Weltbevölkerung haben keinen Zugang zu sicheren und leistbaren OPs, wie die Harvard Medical School http://hms.harvard.edu errechnet hat. Diese Schätzungen sind doppelt so hoch wie frühere Berechnungen. Das bedeutet, dass Millionen Menschen an den Folgen von behandelbaren Erkrankungen wie einer Blinddarmentzündung oder Problemen bei der Geburt sterben.
Die meisten Betroffenen leben in Ländern mit geringen und mittleren Einkommen.
Armut durch immense Kosten
93 Prozent der Menschen in Ländern südlich der Sahara haben keinen Zugang zu chirurgischer Grundversorgung. Die Studie berücksichtigte auch, ob medizinische Einrichtungen innerhalb von zwei Stunden erreicht werden können, ob der Eingriff sicher sein wird und ob sich die Patienten den Eingriff leisten können.
Laut Studienautor Andy Leather vom King’s Centre for Global Health ist diese Situation empörend. „Menschen sterben und leben mit Beeinträchtigungen, die durch eine gute chirurgische Behandlung verhindert werden könnten.“ Zusätzlich würden immer mehr Menschen durch den Versuch, sich behandeln zu lassen, in die Armut getrieben.
Lebensrettende Operationen
25 Experten sammelten eineinhalb Jahre lang in mehr als 100 verschiedenen Ländern Daten von medizinischem Personal und Patienten. Sie fordern jetzt mehr Aufmerksamkeit für dieses Thema und Investitionen. Ein Drittel der 16,9 Mio. Todesfälle im Jahr 2010 war auf Erkrankungen zurückzuführen, die mit Operationen behandelbar gewesen wären.
Die Zahl dieser Opfer übersteigt jene der durch HIV und Aids, Tuberkulose und Malaria zusammen verursachten Toten. Die Studienautoren betonten, dass Nichtstun für die Weltwirtschaft bis 2030 Kosten von mehr als zwölf Bio. Dollar verursachen wird. Sie fordern daher Investitionen in der Höhe von 420 Mrd. Dollar. Der größte Bedarf besteht wie fast immer in den ärmsten Ländern.
Deutlich zu wenige Fachkräfte
Eine entscheidende Herausforderung ist die Ausbildung von ausreichend Chirurgen, Narkoseärzten und Geburtshelfern. In Ländern wie Großbritannien entfallen auf 100.000 Einwohner 35 chirurgische Spezialisten. In Bangladesch sind es nur 1,7. Forschungsleiter John Meara Kletjian nach sind die notwendigen Investitionen hoch.
„Die Kosten des Nichtstuns sind jedoch höher und werden immer weiter zunehmen. Laut Experten ist eine chirurgische Grundversorgung ein Thema, das weltweit ignoriert wurde“, sagt Meara. Laut Leather hat man sich bisher vielmehr auf einzelne Krankheiten konzentriert. Die Chirurgie wurde dabei übergangen, obwohl sie bei vielen Erkrankungen von Bedeutung ist.
Aussender: pressetext, Michaela Monschein
Foto: pixelio.de, M. Bührke
Redaktion: TG / Hallo-Holstein