KIEL. Zwei Wochen nach dem Angriff auf eine Schafsherde im Kreis Rendsburg-Eckernförde ist ein Wolf als Verursacher nachgewiesen worden. Wie die genetischen Untersuchungen des Senckenberg-Instituts in Gelnhausen im Auftrag des Ministeriums ergaben, handelt es sich um ein männliches Tier, das aus einem Rudel in Sachsen-Anhalt stammt.
Es wurde erstmals nachgewiesen. Dies teilte Landwirtschafts- und Umweltminister Robert Habeck heute (29. April 2015) dem Umwelt- und Agrarausschuss des Landtages in Kiel mit.
In Folge des Angriffs Mitte April waren insgesamt 20 Schafe und 32 Lämmer gestorben, ein Teil direkt beim Angriff, andere mussten wegen ihrer schweren Verletzungen eingeschläfert werden, weitere starben in den Folgetagen. Das Ministerium veranlasste sofort, dass die Herde auf Teilflächen durch Elektrozäune geschützt wird. „Der Schafhalter wird selbstverständlich eine Entschädigung erhalten. Die Situation ist für ihn und seine Familie bedrückend“, sagte Minister Habeck.
Er betonte: „Es bedeutet eine große Herausforderung, dass der Wolf nach Schleswig-Holstein zurückkommt, besonders für die Nutztierhalter. Wir wollen, dass Schafhalter in diesem Land eine Zukunft haben, und wir wollen eine offene Weidelandschaft und Tiere in der Fläche. Daher bedarf es eines angemessenen Schutzes der Herden. Hier sind die Tierhalter gefragt, aber auch das Land leistet Unterstützung.“ Es gebe im Rahmen des Wolfsmanagements bereits ein breites Spektrum an Schutzmaßnahmen und Hilfe – von Beratung über Herdenschutzpakete bis hin zu Entschädigung.
„Vor dem Hintergrund der steigenden Anzahl von Wolfsnachweisen in den letzten Monaten werden wir das Wolfsmanagement jedoch zusätzlich stärken. Statt wie bisher beim Wolfsinfozentrum in Eekholt wird es ab Anfang Mai beim Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) angesiedelt sein. Dort werden wir es personell verstärken. Weiterhin werden wir die engagierten und hervorragenden ehrenamtlichen Wolfsbetreuer intensiv einbinden“, sagte Habeck. „Sie sind unsere Erste Hilfe, die Tag und Nacht bereit steht. Das ist nicht selbstverständlich.“ Habeck dankte zudem dem Wolfsinfozentrum für sein ausgezeichnetes Engagement.
Das Ministerium wird auch mit allen Beteiligten – von Schäfern über Jäger bis hin zu Naturschützern – über weitergehenden Maßnahmen beraten. Am 19. Mai gibt es außerdem in Kiel (18.00 Uhr, FH Kiel) eine öffentliche Informations- und Diskussionsveranstaltung. „Es ist ein sehr sensibles Thema – dem Wolf schlägt auf der einen Seite Sympathie bis hin zur überhöhten mythischen Verehrung entgegen, auf der anderen Seite angstvolle mythische Dämonisierung. Wir müssen als Gesellschaft lernen, mit der Rückkehr der Wölfe umzugehen. Dazu gehört es auch, Annahmen immer wieder zu hinterfragen und zu diskutieren.“, sagte Habeck.
Wölfe sind nach Washingtoner Artenschutzabkommen, Berner Konvention und der europäischen Naturschutzrichtlinie (FFH-Richtlinie) sowie das Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Sie dürfen nicht gejagt werden. Bei konkreter Gefahr sind aber im Einzelfall artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigungen zur Vergrämung und zum Abschuss möglich. Die Polizei darf in einer konkreten Gefahrensituation für Menschen selbstverständlich eingreifen.
Hintergrund zum Herdenschutz und Entschädigungszahlungen
Landesweit gilt, dass Tierhalter ihre Tiere angemessen schützen sollen. Gibt es Hinweise, dass ein Wolf Schafe gerissen haben könnte, bringen Wolfsbetreuer Tierhaltern im Umfeld leihweise ein Notfallpaket mit Zaunmaterial. In speziellen Wolfsgebieten dagegen fördert das Land auch den vorbeugenden Schutz.
Das Land zahlt zudem Entschädigungen an Tierhalter, wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass ein Wolf die Nutztiere, insbesondere Schafe, gerissen hat. Dabei wird der tatsächlich entgangene Gewinn ausgeglichen. So können in einem angemessenen Rahmen auch Verluste ausgeglichen werden, wenn durch das Eindringen eines Wolfes Schafe verlammen – also ihre ungeborenen Lämmer verlieren
Aussender: Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (SH), Nicola Kabel
Redaktion: TG / Hallo-Holstein