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Gehirn kapituliert vor zu bizarren Träumen – Wissenschaftler finden Hinweise auf Ähnlichkeiten mit Psychosen

Mailand – Man öffnet die Haustüre und draußen steht der Chef als Katze. Das Bizarre kann in Träumen vollständig normal erscheinen. Verantwortlich dafür könnte sein, dass Teile des Gehirns einfach nicht versuchen, einen Sinn darin zu finden. Armando D’Agostino von der Università di Milano http://unimi.it geht davon aus, dass die Eigenartigkeit mancher Träume Ähnlichkeit mit einer Psychose hat.Foto: pixelio.de, schubalu

Falsche Schlussfolgerungen

Menschen sind bei einer Psychose von der Realität abgeschnitten und leiden unter beeinträchtigten Denkprozessen, die zu falschen Schlussfolgerungen führen. Ziel der aktuellen Studie im „Journal of Sleep Research“ http://bit.ly/1zfD5p3 war es, mehr über psychotische Gedanken herauszufinden. Dafür wurde untersucht, wie das Gehirn auf bizarre Elemente von Träumen reagiert.

Da es nahezu unmöglich ist herauszufinden, was ein Mensch träumt, während er schläft, ersuchten die Forscher zwölf Personen, Tagebücher zu führen, in denen sie detaillierte Aufzeichnungen über sieben Träume führen sollten. Konnten die Teilnehmer sich an einen Traum erinnern, sollten sie auch aufzeichnen, was sie an diesem Tag getan hatten. Zusätzlich sollten sie sich eine Phantasie zu einem Bild aus dem Traum ausdenken.

Mithilfe eines Systems zur Bewertung des „Bizarren“ fanden die Experten heraus, dass die Träume eigenartiger waren als die Phantasien, die sich die Freiwilligen im wachen Zustand ausdachten. „Es scheint nicht eingängig zu sein, aber in diesen Phantasien fand sich fast nichts Bizarres. Es gibt anscheinend logische Einschränkungen bei wachen Phantasien“, sagt D’Agostino.

Gehirn gibt Interpretation auf

Nach einem Monat wurden die Berichte jedes Teilnehmers vorgelesen. Dabei wurde deren Gehirnaktivität mit einem fMRI-Scanner überwacht. Träume und Phantasien schienen einen Bereich in der rechten Gehirnhälfte zu aktivieren, der mit der Verarbeitung von Sprache in Zusammenhang steht. Dazu gehört das Verstehen der verschiedenen Bedeutungen eines Wortes. Die Aktivität schien jedoch abzunehmen, je bizarrer die Schilderungen wurden. Laut D’Agostino scheint das Gehirn aufzugeben, einen Sinn im Traum zu finden.

Patrick McNamara von der Boston University http://bu.edu hält diese Theorie für legitim. Träume könnten bei einem Vorgang zur Konsolidierung und Speicherung von Erinnerungen als Symbole dienen. Ihre Bizarrheit könnte die Folge des Versuchs vom Gehirn sein, komplexe Emotionen zu symbolisieren. „Sind Gefühle intensiv, ist es schwerer, sie in Symbole zu übertragen. Daher sind vielleicht auch die Träume eher bizarr.“

Aussender: pressetext, Michaela Monschein