KIEL. In einer Schafherde im Kreis Rendsburg-Eckernförde sind gestern (14. April 2015) zahlreiche Schafe und Lämmer gerissen worden. Ob ein Wolf oder ein Hund die Herde angegriffen hat, ist bislang nicht geklärt.
Wie das Landwirtschaftsministerium mitteilte, kamen bei dem Angriff unmittelbar sechs Schafe und vier Lämmer ums Leben. 14 weitere Schafe und vier Lämmer wurden so schwer durch Bisse verletzt, dass sie eingeschläfert werden mussten. Zudem wurde heute Morgen ein weiteres Lamm entdeckt, so dass von einem erneut nächtlichen Angriff auszugehen ist.
„Wir wissen noch nicht, ob es ein Hund oder ein Wolf war. Aber die Schäden haben eine in Schleswig-Holstein bislang nicht gekannte Dimension. Tierhalter sollten ihre Schafe und Lämmer in jedem Fall gut schützen, und als Land tun wir unser Möglichstes, sie dabei zu unterstützen“, sagte Minister Robert Habeck. Er betonte: „Auch die ehrenamtlichen Wolfsbetreuer leisten hier im Rahmen des Wolfsmanagements einen großen Beitrag, und dafür sind wir dankbar.“
Es wurden Abstriche von den getöteten Tieren genommen, um mit Hilfe von genetischen Untersuchungen zu klären, ob ein Wolf oder ein Hund angegriffen hat. Die Gen-Proben wurden zum Senckenberg-Institut nach Gelnhausen geschickt. Mit Ergebnissen ist frühestens in zwei Wochen zu rechnen.
Der betroffene Tierhalter bekommt noch heute leihweise mit Unterstützung des Ministeriums und des Wolfsinfozentrum im Wildpark Eekholt ein Herdenschutzpaket mit Elektrozäunen kostenfrei zur Verfügung gestellt, damit seine Tiere geschützt sind. Zudem wird er für den Verlust der Schafe und Lämmer eine Entschädigung erhalten, wenn nicht zweifelsfrei ausgeschlossen werden kann, dass ein Wolf die Schäden verursacht hat. Andere Schafhalter in der Region können ebenfalls über das Wolfsinfozentrum ein entsprechendes Notfallpaket vorübergehend ausleihen.
Hintergrund zum Herdenschutz und Entschädigungszahlungen
Landesweit gilt, dass Tierhalter ihre Tiere angemessen schützen sollen. Gibt es Hinweise, dass ein Wolf Schafe gerissen haben könnte, stellt das Wolfsinfozentrum im Wildpark Eekholt Tierhaltern im Umfeld leihweise ein Notfallpaket mit Zaunmaterial zur Verfügung. In speziellen Wolfsgebieten dagegen fördert das Land auch den vorbeugenden Schutz.
Das Land zahlt zudem Entschädigungen an Tierhalter, wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass ein Wolf die Nutztiere, insbesondere Schafe, gerissen hat. Dabei wird der tatsächlich entgangene Gewinn ausgeglichen. So können in einem angemessenen Rahmen auch Verluste ausgeglichen werden, wenn durch das Eindringen eines Wolfes Schafe verlammen – also ihre ungeborenen Lämmer verlieren
In mehr als zwei Drittel der Fälle von Schafsrissen wurden bislang Hunde als Verursacher nachgewiesen.
38 ehrenamtliche Wolfsbetreuer im Land gehen Hinweisen auf Wölfen nach und beraten Tierhalter, wie sie ihre Herden schützen können. Die Koordinierung übernimmt derzeit das vom Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume beauftragte Wolfsinfozentrum Eekholt. Für Fragen oder Wolfshinweise gibt es eine spezielle Hotline – Informationen gibt es unter www.wolfsbetreuer.de.
Hintergrund zum Wolf
Über viele Jahrzehnte waren Wölfe in Schleswig-Holstein ausgestorben. Erstmals wurde 2007 wieder ein Wolf gesichtet, seit 2012 gab es 17 bestätigte Nachweise. Im Kreis Rendsburg-Eckernförde wurde bislang erst ein Wolf nachgewiesen.
Der Wolf ist eine streng geschützte Art nach Washingtoner Artenschutzabkommen, Berner Konvention und der europäischen Naturschutzrichtlinie (FFH-Richtlinie). Das Bundesnaturschutzgesetz schützt den Wolf und zählt ihn zu den besonders und streng geschützten Arten. Sie unterliegen damit dem umfassenden Schutz der Zugriffs- und Besitzverbote des § 44 BNatSchG.
Aussender: Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume
Kontakt: Nicola Kabel
Redaktion: TG / Hallo-Holstein