Forschungserfolg im Landeskriminalamt Schleswig-Holstein: LKA Wissenschaftler erfindet neue Methode zur Sichtbarmachung von latenten Finger- und Handflächenabdruckspuren

Kiel – Für die Kriminellen brechen harte Zeiten an: LKA Wissenschaftler Dr. Norbert Buchholz dringt mit der Erfindung einer neuen chemischen Untersuchungsmethode zur Sichtbarmachung von Fingerabdruckspuren in eine neue Dimension der kriminaltechnischen Auswertemöglichkeiten vor. In einem inzwischen erfolgreich durchlaufenden Patentierungsverfahren ist das erforschte Verfahren besonders geschützt.

 

Oft werden an Tatorten Fingerabdruckspuren gesichert, die aber nicht ausreichend sicht- und auswertbar aufbereitet werden können. Eine Identifizierung oder gar Verurteilung des Täters über den zurückgelassenen Fingerabdruck scheidet in diesen Fällen dann aus. Doch das wird sich demnächst ändern. Mit der neuen Untersuchungsmethode können nun auch sehr schwach ausgeprägte und bislang nicht auswertbare Fingerabdruckspuren auf einer großen Bandbreite verschiedener Untergrundmaterialien mit einem erstaunlichen Ergebnis behandelt werden. Die altbewährten Ruß- oder Ninhydrin-Verfahren zielen auf die Sichtbarmachung der von den Papillarleisten eines Fingerabdruckes übertragenen spezifischen Einzelsubstanz wie Fette oder Aminosäuren ab, die z. B. durch Rußpulver bzw. Ninhydrin als schwarze bzw. violette Muster dargestellt werden können. Diese Verfahren finden stets dort ihre Grenzen, wo in der Fingerabdruckspur (FAS) nicht genügend von der jeweiligen Zielsubstanz vorliegt. Für das von Dr. Buchholz entwickelte Verfahren stellen die von den Papillarleisten übertragenen Substanzen allerdings insgesamt nur eine „Verschmutzung“ dar, die sich von den in erster Näherung schmutzfreien Papillarzwischenräumen abhebt. Es lag daher auf der Hand, sich in der Forschung verstärkt dem nicht bzw. weniger verschmutzten Bereich der Zwischenlinien zu widmen. Um diesen Bereich, der gar keine Zielsubstanzen enthält, allerdings sichtbar zu machen, muss zunächst ein Material eingebracht werden, das bei einer nachgeschalteten chemischen Reaktion wirksam werden kann. Als ideales Material stellte sich sehr feinkörniges Gold in Kombination mit einem Physikalischen Entwickler heraus. Der Physikalische Entwickler funktioniert ganz ähnlich wie der chemische Entwickler in der althergebrachten analogen Fotografie. In beiden Fällen wird durch den Entwickler dort und nur dort, wo sich sogenannte Keime befinden, elementares, schwarzes Silber abgeschieden, so dass aus einem unsichtbaren, latenten Bild ein fein gezeichnetes Schwarz-Weiß-Bild entsteht. Bei der Lichtfotografie bestehen die Keime aus Silberatomen, die durch bei der Belichtung erzeugt werden, beim hiesigen Verfahren sind es Goldatome, die aufgrund ihrer Lage auf dem Objekt überhaupt in die weitere Reaktion eingreifen können.

Die Golddotierung erfolgt, indem man den Spurenträger mit dem latenten Fingerabdruck in einen sogenannten Sputter-Coater (Kathodenzerstäuber) einbringt. Im Sputter-Coater werden durch ein sogenanntes Argonplasma aus einer Goldplatte sehr kleine Goldpartikeln (Nanopartikeln) herausgeschlagen, die sich gleichförmig auf dem gesamten Objekt ablagern.

In den verunreinigten Bereichen der Papillarleisten versinken die Goldpartikel, vereinfacht ausgedrückt, quasi im Schmutz und können bei der Reaktion mit dem Physikalischen Entwickler nicht wirksam werden, während in den nicht bzw. nur wenig verschmutzten Papillarzwischenbereichen die Goldpartikeln ihre volle Aktivität entfalten können und hier zu einer massiven Abscheidung von schwarzem, elementarem Silber führen, wodurch ein sehr deutliches Negativbild der Spur erzeugt wird. In der Regel wird so ein sehr fein gezeichnetes, detailreiches Bild der FAS erzeugt, mit dem Vorteil dass sehr viele Feinstrukturen wie Inseln, Poren oder spezielle Kantenverläufe in die Bewertung mit einbezogen werden können. Diese Feinstrukturen erlauben dann selbst in kleinen Spurenausschnitten eine individuelle Zuordnung zu einem Tatverdächtigen. Ein weiterer großer Vorteil der neuen Methode liegt darin, dass bislang nur sehr unzureichend sichtbar gemachte Spuren mit dem neuen Verfahren problemlos nachbehandelt werden können, wodurch dann in der Regel erheblich bessere Resultate erzielt werden. Mit Hilfe dieser neu entwickelten Untersuchungsmethode können somit Spuren, die lange Zeit als nicht auswertbar galten, beweisverwertbar aufbereitet werden und so zur Verurteilung von Kriminellen beitragen. Einschränkend muss allerdings angemerkt werden, dass das neue, arbeitsintensive Verfahren zunächst aus Kapazitätsgründen auf wenige Fälle von besonderer Bedeutung beschränkt bleiben muss. Wie das Verfahren genau funktioniert, erläutert Dr. Norbert Buchholz in einem kleinen Film, der über die Facebookseiten der Polizei eingestellt ist.

Aussender: Landeskriminalamt Schleswig-Holstein
Kontakt: Stefan Jung
Redaktion: TG / Hallo-Holstein