Antibiotikaresistenzen stellen zunehmend ein Problem für die öffentliche Gesundheit weltweit dar. Wenn Antibiotika, zum Beispiel in der Klinik oder im Tierstall eingesetzt werden, können sie die Ausbreitung von resistenten Bakterien begünstigen. Infektionskrankheiten sind mit den vorhandenen Antibiotika immer schwieriger zu behandeln. Am 22. Januar 2015 lädt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zu einem Forum „Herausforderung Antibiotikaresistenzen – eine ganzheitliche Betrachtung und neueste Erkenntnisse zur Risikowahrnehmung “ ein.
„Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland glauben laut einer aktuellen repräsentativen Befragung des BfR, dass Anti biotikaresistenzen am ehesten durch die Tierhaltung verursacht werden“, sagt Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Antibiotikaresistenzen betreffen aber die Humanmedizin ebenso wie die Tiermedizin und die Landwirtschaft. Die Herausforderungen können nur gemeinsam gelöst werden.“ Ziel muss es sein, den Antibiotikaeinsatz sowohl in der Klinik und der Allgemeinbevölkerung als auch in der Tierhaltung auf das therapeutisch unbedingt notwendige Maß zu beschränken.
Die Veranstaltung findet am 22. Januar 2015 von 12 bis 14 Uhr in der VIP Lounge 1 in der Messe Berlin (Eingang Ost) zwischen Halle 10.2 und Halle 11.2, Ebene 4 statt.
Bei dem BfR-Forum im Rahmen der Internationalen Grünen Woche in Berlin werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Kurzvorträgen mit anschließender Diskussion über Antibiotikaresistenzen bei Nutztieren und Lebensmitteln sowie deren Bedeutung für den Menschen berichten. Insbesondere werden die Ein- und Austragswege von Antibiotikaresistenzen bei Nutztieren dargestellt sowie erläutert, welche resistenten Keime aus dieser Quelle im Krankenhaus tatsächlich ankommen. Maßnahmen zur Eindämmung von Antibiotikaresistenzen werden ebenfalls vorgestellt.
Es werden Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung zum Wissen der deutschen Bevölkerung über Antibiotika und ihren Einstellungen dazu präsentiert. Hier geht es unter anderen um die Frage, ob Antibiotikaresistenzen als Risiko wahrgenommen werden und ob die Ursachen eher beim Menschen oder in der Tierhaltung gesehen werden.
Die Bedeutung der Antibiotikaresistenzen, die in den Tierställen auftreten, für die Resistenzen, die in der Humanmedizin auftreten, ist je nach Keim und Resistenz unterschiedlich zu werten. Beispielsweise spielen Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) aus der Nutztierpopulation eine untergeordnete Rolle als Erreger schwer behandelbarer Infektionen beim Menschen. Größer als bei MRSA ist das von Human- und Veterinärmedizin geteilte Resistenzproblem durch ESBL-bildende Bakterien. ESBL steht für „extended-spectrum ß-lactamase“, was auf Deutsch übersetzt „Beta-Laktamase mit erweitertem Spektrum“ bedeutet. Aktuell erforscht wird, wie groß der Beitrag aus der Tierhaltung zur Resistenzproblematik in der Humanmedizin ist.
Das BfR begrüßt das Antibiotika-Minimierungskonzept in der Tierhaltung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und empfiehlt die Anwendung von Antibiotika, insbesondere von Antibiotika mit besonderer Bedeutung für die Humanmedizin, in der Tierproduktion kritisch zu hinterfragen. Haltung und Management der Tierbestände sollten so verbessert werden, dass die Tiere gesund bleiben und eine Behandlung mit Antibiotika nicht erforderlich ist. Die Methoden der Schlachtung sollten so weiterentwickelt werden, dass die Übertragung von Keimen von Tieren auf Lebensmittel verringert wird. Verbrauchern empfiehlt das BfR, Fleisch nur gut durcherhitzt zu verzehren und durch Beachtung der Regeln der Küchenhygiene eine Übertragung von Keimen auf andere Lebensmittel zu verhindern. Das BfR hat zum Thema Küchenhygiene einen zweiminütigen Film unter dem Titel „Was tun mit de m Huhn?“ veröffentlicht.
Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.
Scharbeutz – 20.01.2015, 09:56 Uhr
Redaktion: Torben Gösch
Aussender: Bundesinstitut für Risikobewertung
Kontakt: Dr. Suzan Fiack