Unterschleißheim – Weltweit sind 85 Prozent der Menschen davon überzeugt, dass „digitale Technologien die Welt verbessern“. Das ist das zentrale Ergebnis einer umfangreichen Online-Befragung von Microsoft unter 12.000 Menschen in zwölf Ländern zum Einfluss von IT und Internet auf Wirtschaft und Gesellschaft. Die Studie hat Microsoft aus Anlass des Weltwirtschaftsforums veröffentlicht, das am 21. Januar 2015 in Davos startet. Insgesamt erwartet eine deutliche Mehrheit der Befragten positive Effekte für Unternehmen, Bildung, Mobilität, Beschäftigung, Gesundheitswesen sowie für die eigene Lebensqualität.
Allerdings zeigen sich die Menschen in den Schwellenländern deutlich optimistischer und setzen größere Hoffnungen in neue Technologien als die Bewohner der Industriestaaten. Besonders wenig Enthusiasmus zeigen die Deutschen.
Für die Studie „Views from Around the Globe“ hat Microsoft im Dezember 2014 je tausend Einwohner in fünf Industriestaaten (Deutschland, Frankreich, Japan, Südkorea und den USA) und sieben Schwellenländern (Brasilien, China, Indien, Indonesien, Russland, Türkei und Südafrika) ausführlich befragt, wie Internet und IT Wirtschaft die Gesellschaft in Zukunft beeinflussen. Hoffnung hegen die Menschen vor allem in Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung:
Insgesamt 72 Prozent sind davon überzeugt, dass IT und Internet Innovationen beschleunigen,
68 Prozent meinen, dass digitale Technologien die Bedingungen für Unternehmensgründungen verbessern,
65 Prozent glauben, dass digitale Technologien die Produktivität erhöhen.
Eine deutliche Mehrheit der Menschen sieht außerdem positive Effekte für Bildung, Lebensqualität, Mobilität, Wettbewerbsfähigkeit, Beschäftigung und Gesundheitswesen.
Deutliche Lücke zwischen Schwellenländern und Industriestaaten
Allerdings klafft zwischen den Erwartungen der Bewohner der Industriestaaten und denen der Schwellenländer eine deutliche Lücke. Die Menschen in den Schwellenländern stehen digitalen Technologien deutlich positiver gegenüber als die der Industriestaaten. Und in der Gruppe der Industriestaaten zeigen sich ausgerechnet die Deutschen besonders wenig optimistisch:
Thema Innovation: Mehr als 80 Prozent der Indonesier, Brasilianer und Inder (und immerhin auch 68 Prozent der Amerikaner) meinen, dass digitale Technologien Innovation beschleunigen. Aber nur 60 Prozent der Deutschen sehen IT und Internet als Triebfeder für Innovation.
Thema Produktivität: Mehr als 70 Prozent der Inder und Chinesen, aber nur 56 Prozent der Deutschen, sind davon überzeugt, dass Internet und IT die Produktivität verbessern. Allerdings liegt Deutschland in dieser Frage mit den USA gleichauf. Und deutlich mehr Deutsche als Japaner, Südkoreaner oder Franzosen glauben an Internet und IT als Treiber für mehr Produktivität.
Thema Startups: Während mehr als 80 Prozent der Indonesier und Brasilianer an bessere Bedingungen für Gründer durch IT glauben, meinen nur 54 Prozent der Deutschen, dass digitale Technologien die Chancen für Unternehmensgründungen erhöhen.
„Die Studie belegt, dass die Deutschen den Einfluss digitaler Technologien unterschätzen“, erklärt Dr. Christian P. Illek, Vorsitzender der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland. „Die Tatsache, dass im Umfeld von Cloud Computing und App-Entwicklung täglich neue Geschäftsideen entstehen, ist noch längst nicht in den Köpfen aller Deutschen angekommen.“
Auch gegenüber neuen, internetbasierten Geschäftsmodellen haben die Menschen je nach Herkunft eine unterschiedliche Erwartungshaltung. Von neuen Services, wie beispielsweise der Online-Vermittlung von Fahrdiensten, Urlaubsquartieren oder Jobs, erwarten die meisten Bewohner der Schwellenländer eine Verbesserung gegenüber traditionellen Anbietern – sowohl für Konsumenten als auch für die Beschäftigten. Dagegen stehen die Menschen in den Industriestaaten Anbietern solcher Dienste mehrheitlich kritisch gegenüber.
Gewaltiger Handlungsbedarf
Diese Kluft schlägt sich auch in den persönlichen Erwartungen der Menschen nieder. Während sich die Menschen noch weitgehend darüber einig sind, dass die besten Berufsaussichten künftig im Hightech-Bereich liegen (Industriestaaten 43 Prozent, Schwellenländer 47 Prozent), so klafft bei der Bewertung der eigenen Jobperspektiven eine deutliche Lücke. Der Aussage „Menschen wie ich interessieren sich für Jobs im Hightech-Bereich“ stimmten 90 Prozent der Männer und 79 Prozent der Frauen in den Schwellenländern zu. In den Industriestaaten fanden nur 68 Prozent der Männer und 51 Prozent der Frauen die Aussage zutreffend. Ein ähnliches Missverhältnis wird bei der Aussage „Menschen wie ich werden ermutigt, im Hightech-Bereich zu arbeiten“ sichtbar. Allerdings fällt an dieser Stelle der große Unterschied bei den weiblichen Befragten ins Auge: 77 Prozent der Frauen in den Schwellenländern, aber nur 46 Prozent der Frauen in den Industriestaaten fühlen sich zu einer Karriere im Hightech-Bereich ermutigt. Illek: „Hier belegt die Studie gewaltigen Handlungsbedarf. Denn angesichts des heute schon dramatischen Fachkräftemangels können es sich gerade die alternden Gesellschaften der Industriestaaten nicht leisten, auf den Beitrag gut ausgebildeter Frauen am Arbeitsmarkt zu verzichten.“
Scharbeutz – 19.01.2015, 20:52 Uhr
Redaktion: Torben Gösch
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Kontakt: Benjamin Quiram