Klima oder Kohle?/ Studie von Germanwatch und WWF zeigt: Klimaschutzziel 2020 ohne erste Einschnitte bei Kohle nicht erreichbar

Berlin – Das deutsche Klimaschutzziel – 40 Prozent weniger Treibhausgase bis 2020 – ist im Koalitionsvertrag bestätigt worden. Die Maßnahmen, mit denen dieses in den verbleibenden sechs Jahren erreicht werden soll, müssen jetzt im Aktionsprogramm Klimaschutz der Bundesregierung beschlossen werden. Germanwatch und WWF zeigen in einer Kurzstudie auf, dass das Klimaschutzziel ohne eine deutliche Reduzierung der Kohleverstromung nicht zu erreichen ist. Die Autoren rechnen vor, dass gegenüber 2013 wenigstens 100 Millionen Tonnen CO2 bis zum Jahr 2020 in der Stromerzeugung eingespart werden müssen, damit Deutschland auf einem mit dem 2-Grad-Limit zu vereinbarenden Pfad bleibt.

Dafür müssten Braunkohlemeiler nach 35 Jahren und Steinkohlekraftwerke nach 40 Jahren Laufzeit konsequent stillgelegt werden. Alternativ könnte man allen Kohlekraftwerken nach 35 Jahren Betriebsdauer Höchstgrenzen für ihre CO2-Emissionen auferlegen, bevor diese nach 40 Jahren endgültig vom Netz gingen. Diese Lösung ließe sich so gestalten, dass den Unternehmen durch die Festlegung von jährlichen CO2-Frachten mehr Flexibilität bliebe, wann welches Kraftwerk in den verbleibenden fünf Jahren Betriebsdauer vom Netz zu nehmen ist.

 

„Bei der Reduktion des Kohlestroms liegt der Schlüssel zum Erreichen der deutschen Klimaschutzziele bis 2020. Die Politik steht in der Pflicht dafür zu sorgen, dass auch die Energiewirtschaft ihren Beitrag zum Klimaschutz leistet“, sagt Regine Günther, Leiterin Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland. Dem Stromsektor als stärkstem Treibhausgasemittenten komme die zentrale Rolle bei kurzfristigen Maßnahmen zur Emissionsreduktion zu.

Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch, ergänzt: „Wenn Herr Gabriel behauptet, 40 Prozent CO2-Reduktion bis 2020 sei möglich ohne die massiven Überkapazitäten durch das Abschalten der ältesten und schmutzigsten Kohlekraftwerke abzubauen, soll er vorrechnen, wie das klappen kann.“

WWF und Germanwatch gehen davon aus, dass die Emissionslücke insgesamt deutlich größer ist als die veranschlagten 87 Mio. Jahrestonnen CO2 des Bundesumweltministeriums (BMUB). Die Prognose des BMUB beruhe auf einer Reihe unrealistischer Annahmen, wie einem Emissionszertifikate-Preis von 20EUR/t CO2 und einer Lebensdauer von Kohlekraftwerken von 45 Jahren. Aktuell würden Zertifikate für 6EUR/t gehandelt und einige Kohleblöcke seien heute deutlich länger am Netz.

Die deutschen Treibhausgasemissionen sind im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Ein Drittel aller CO2-Emissionen in Deutschland entsteht bei der Stromerzeugung. Klimaschädliche Stein- und Braunkohle hatte zuletzt einen Anteil von 44,7 Prozent am deutschen Strommix.

Studiendownload: http://www.wwf.de/index.php?id=11547

Aussender: WWF World Wide Fund For Nature
Kontakt: Sylvia Ratzlaff
Redaktion: Torben Gösch