Berlin/Sydney – Weltweit droht wichtigen Naturgebieten die Zerstörung. Das geht aus einem Bericht der Naturschutzorganisation BirdLife International hervor, der heute auf dem World Parks Congress der Internationalen Naturschutzunion IUCN in Sydney vorgestellt wurde. Der Report ist das Ergebnis einer Bewertung der 12.000 wichtigsten Gebiete für Vögel und Artenvielfalt weltweit. Mehr als 350 Gebiete wertet die Naturschutzorganisation als „Important Bird and Biodiversity Areas (IBAs) in Gefahr“.
Nach Angaben des NABU, der deutschen BirdLife-Partnerorganisation, enthält die Liste auch fünf Gebiete in Deutschland. Dabei sind etwa die Hälfte dieser Landschaften, und alle fünf deutschen Gebiete, ausgewiesene Schutzgebiete, eins sogar als Nationalpark. „Dies unterstreicht einmal mehr, dass eine Schutzgebietsausweisung alleine nicht ausreicht, wenn keine angemessenen Schutzmaßnahmen getroffen werden“ sagt Eick von Ruschkowski, Leiter der NABU-Naturschutzabteilung, der den NABU beim World Parks Congress vertritt.
Fünf Gebiete repräsentieren Deutschlands am meisten gefährdete IBAs: Der Untere Niederrhein und die Hellwegbörde in Nordrhein-Westfalen sowie die Leda-Wümme-Niederung in Niedersachsen leiden vor allem unter einer andauernden Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung mit Entwässerung von Feuchtwiesen und dem Verlust von Grünland zugunsten von Maisanbau. „Doch der gesetzliche Schutzstatus dieser Gebiete reicht nicht aus und das notwendige Naturschutzmanagement fehlt oder ist unzureichend“, erklärt NABU- Vogelschutzexperte Lars Lachmann. „Das Mühlenberger Loch, ein Brackwasser-Watt der Elbe in Hamburg, wurde für die Verlängerung der Landebahn des angrenzenden Airbus-Werkes zum Teil überbaut, die auferlegten Ersatzmaßnahmen jedoch bis heute nicht umgesetzt. Stattdessen droht durch die geplante Elbvertiefung neue Gefahr für das bereits geschädigte Gebiet“, so der Experte. Die Vorpommersche Küsten- und Boddenlandschaft ist vor allem durch die Entnahme von Sand und Kies vor der Küste und durch den massenhaften Beifang überwinternder Meeresenten in küstennahen Stellnetzen bedroht.
Die Liste der „IBAs in Gefahr“ beinhaltet außerdem den Tieflandregenwald der afrikanischen Tropeninsel São Tomé, Heimat hochbedrohter endemischer Vogelarten. Er ist durch die Anlage von Ölpalmenplantagen und den Bau eines Staudamms gefährdet. Auch die Tasmanische See zwischen Australien und Neuseeland, ein wichtiges Gebiet für Albatrosse und andere Seevögel ist gefährdet: Nirgendwo auf der Welt gefährdet die Verschmutzung der Meere mit Plastik die Seevögel so sehr wie dort. Die Vögel sterben, wenn sie statt Nahrung Plastikteile aufnehmen.
IBAs haben für den Naturschutz einen großen Einfluss: Sie ermöglichen gezielte Schutzmaßnahmen für die wichtigsten Gebiete eines Landes und haben die Ausweisung vieler formal geschützter Naturschutzgebiete und Nationalparks forciert.
Aussender: NABU-Pressestelle
Kontakt: Kathrin Klinkusch, Britta Hennigs, Iris Barthel, Nele Rissmann
Foto: NABU
Redaktion: Torben Gösch