München – Amseln suchen bei künstlichem Licht länger nach Nahrung. Daher sind Vögel im Stadtzentrum nicht nur früher, sondern auch länger aktiv als ihre Verwandten in dunkleren Vierteln. Zu diesem Schluss kommen Experten des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung http://www.ufz.de und der Universität Leipzig http://uni-leipzig.de im Rahmen des Forschungsverbundes „Verlust der Nacht“. Details wurden im Fachblatt „Journal of Ornithology“ veröffentlicht.
200 Amseln untersucht
Für die Studie wurden rund 200 in Leipzig lebende Amseln (Turdus merula) untersucht. Diese Vogelart war ursprünglich ein Waldvogel, die sich jedoch seit dem frühen 19. Jahrhundert gut an die Bedingungen in Städten angepasst hat. Sie ist dort inzwischen weit verbreitet und durch ihren markanten Gesang leicht zu identifizieren. Das Untersuchungsgebiet umfasste einen drei Kilometer langen Auwald. Aufgrund der Straßenbeleuchtung ist es in den Grünflächen am Innenstadtring nachts wesentlich heller als im naturnahen unbeleuchteten Areal.
„An den kurzen Tagen im März beendeten die Amseln im Wald ihre Nahrungssuche fast eine Stunde eher als ihre Artgenossen in der beleuchteten Innenstadt. Je länger die Tage wurden, umso geringer wurde der Unterschied. Im Sommer waren es am Ende nur noch wenige Minuten Unterschied zwischen Stadt und Wald“, so Anja Ruß vom Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung. Den Forschern fiel auf, dass die Männchen im Gegensatz zum Verhalten im Wald in der hellen Innenstadt öfter als letzte den Platz der Nahrungssuche verließen.
Ausgedehntere Aktivitäten
Künstliches Licht in der Stadt hat laut den Forschern großen Einfluss auf den Biorhythmus der Amseln. Es ermöglicht den Vögeln, ihre täglichen Aktivitäten auszudehnen. Dieser Effekt nimmt aber ab, je länger die Tage im Sommer werden. Im Gegensatz zu früheren Vermutungen scheinen Stadtamseln von dem künstlichen Licht und der zusätzlichen Zeit nicht körperlich zu profitieren. Auch der Himmel in vielen Naturschutzgebieten ist durch die benachbarten Städte nachts inzwischen deutlich heller als ursprünglich, was ein erhebliches Problem darstellt.
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Kontakt: Florian Fügemann
Foto: ufz.de, André Künzelmann
Redaktion: Torben Gösch