Im Zuge der Ebola-Epidemie verstärken sich aufgrund der bedrohlichen Verbreitung der Krankheit auf dem europäischen Kontinent die Ängste vor einer umfassenden Pandemie in Deutschland. Diese Angst machen sich Datensammler mittlerweile zu Nutzen und spielen scheinbar mit der Angst der Bevölkerung.
Skrupellos oder unbedacht?
Im Zuge eines Besuchs auf der Website eines Wetterdienstes bemerkten Mitarbeiter der Hallo-Holstein-Redaktion einen weiteren Reiter, welcher sich automatisch öffnete. Der Reiter weckte wegen dem Slogan „Ebola in Deutschland“, aufgrund der aktuellen Ereignisse in Spanien, Frankfurt und Hamburg, sofort die Aufmerksamkeit der Redaktions-Mitarbeiterin.
Der besagte Reiter entpuppte sich als eine Art „Umfrage“ zu dem Thema „Ebola in Deutschland“. Allerdings handelte es sich tatsächlich um eine vorgeschaltete Seite zu einem Gewinnspiel. Kurz zuvor wurde die erste direkte Ebola-Infektion in Europa bekannt, zwei weitere Infizierte wurden aktuell in Deutschland behandelt, die Krankheit verbreitet sich indes immer weiter und die Ängste vor einer umfassenden Pandemie in Deutschland steigt täglich.
Handelte es sich bei dem resultierenden Gewinnspiel nur um eine skrupellose Masche, oder steckt eine unbedachte Handlung der Verantwortlichen zu diesem sensiblen Thema dahinter? Eine weitere Verbindung zu dem Thema „Ebola“ konnte zumindest nicht recherchiert werden, auf allen weiteren Seiten folgten lediglich Fragen und Datenformulare zu einem Online-Gewinnspiel. Scheinbar wurde hier versucht mit dem erschreckenden Thema auf sich aufmerksam zu machen.
Bekannte Marken wecken Vertrauen…
Der eigentliche Inhalt der Umfrage verrät sich direkt auf der nächsten Weiterleitung, denn die Macher hinter dieser äußerst geschmacklosen Umfrage nutzen die Namen bekannter Marken für das nun folgende Gewinnspiel. Augenscheinlich werden hier im Zuge einer eher harmlos scheinenden Umfrage Gutscheine großer Handelsketten mit relativ hohen Beträgen verlost. Das vorherige Thema ist bereits hier nicht weiter zu bemerken, der User wird durch diesen Wechsel irritiert und für gewöhnlich gehen viele dieser cleveren Ablenkung auf dem Leim.
Für fortgeschrittene User ist auffallend, dass in der Browserzeile mit jeder Seite auch die Information zu dem Anbieter wechselt. Zu dem findet der Betroffene zu keinem Zeitpunkt eine „.de“-Endung, welche klar die Zugehörigkeit zu dem deutschen Rechtsgebiet anzeigen würde. Eine Identifizierung des Urhebers wird somit erschwert, da nur „.de“-Domainendungen in Deutschland registriert und von der Denic verwaltet werden müssen.
Im weiteren Verlauf des Gewinnspiels wird der User gebeten, sich für „seine“ Handelsmarke zu entscheiden. Die Auswahl ist tatsächlich nicht weiter wichtig, denn auch nach dem man den Button „nichts“ anklickt führt eine Weiterleitung stets zu der gleichen Anzeig – es scheint also egal für welche Variante sich der User entscheidet. Im späteren „Kleingedruckten“ wird mitgeteilt, dass keine Verbindung zu den dargestellten Handelsmarken besteht und diese in diesem Zusammenhang weder als Auftrag-, noch als Gutscheingeber fungieren. Die meisten Teilnehmer suchen allerdings nicht nach derartigen Hinweisen, denn selten sind diese offensichtlich dargestellt. Eine Verwechslung, bzw. Verbindung zu derartigen Datensammel-Aktionen wird häufig irrtümlich durch die betroffenen User unterstellt.
Schnell eingegeben und dann doch nur abgezockt?
Jeder Teilnehmer gewinnt! So scheint es auf den ersten Blick, denn zunächst gewinnt man tatsächlich die Teilnahme am Gewinnspiel – so als hätte man alles richtig gemacht. Dieser Annahme verfallen sicher viele, denn Fehler in der Eingabe sind bis hierhin ausgeschlossen. Letztendlich gelangt der User zu einer vertrauensvoll anheimelnden Darstellung, welche sich verdächtig an die Werbekampagnen einer bekannten Verbrauchermarktkette anlehnt. Glückliche Menschen, gesundes Essen…“wir User lieben Lebensmittel“.
Auch im Sinne des Betreibers haben die Teilnehmer scheinbar alles richtig gemacht, denn man befindet sich nun in dem Bereich, in welchem mit den Daten der Menschen richtig Kasse gemacht werden kann. Tolle Preise und Geschenke warten auf jeden, der Geschlecht, Vorname, Nachname und seine E-Mailadresse an die Macher dieses Gewinnspiels weiter gibt und dann auch noch für „100% gratis“ der Weiterverarbeitung seiner Daten zustimmt.
Katz und Maus spielen mit der schieren Angst, oder nur ein ungewollter Fehler?
Am Ende steht meist nur der Gewinn der Macher hinter „Datenfallen“. Ein Zusammenhang zu den verantwortlichen Unternehmungen können normale User nur selten erkennen, viel zu gewieft verstehen es sich die Köpfe hinter den Kulissen darauf die eigenen Spuren zu verwischen.
In diesem Fall steht hinter der Masche die Planet24 GmbH, welche bereits seit 2011 nicht mehr unter diesem Namen firmiert. Der Beobachter fragt sich, aus welchen Gründen eine Unternehmung, die seit 2011 unter dem Namen eGENTIC GmbH firmiert, sich heute in Verbindung mit einem solchen „Gewinnspiels“ unter dem längst abgelegten Firmennamen darstellt und keinen offensichtlichen Rückschluss für die betroffenen User auf das eigentliche Unternehmen zulässt?
Die Hallo-Holstein Redaktion bewertet dieses Versteckspiel als rechtlich bedenklich und alles andere als transparent. Weitere Nachforschungen hierzu haben ergeben, dass sowohl der aktuelle, als auch der geänderte Unternehmensname bereits ins Visier der Online-Kritiker geraten ist. So finden interessierte User z. B. unter http://www.abzocknews.de/tag/egentic-systems-gmbh/ verschiedene Hinweise und sogar Warnungen von Rechtsanwälten, welche über die bisherigen Verfehlungen des Unternehmens informieren.
Millionen auf Kosten unserer Nerven?
Fraglich bleibt stets, wie viele Teilnehmer tatsächlich einen Preis gewinnen und was mit den vermittelten Daten im Nachgang passiert. Klar ist allerdings, dass die Erfinder derartiger „Datenfallen“ mit zahlreichen Tricks die Psyche der User ansprechen und durch den Weiterverkauf der erhaltenen Daten Millionen umsetzen. Den betroffenen Usern wird es in den meisten Fällen mit Spam und co. gedankt.
Für Ihre Kunden präsentieren sich die Verantwortlichen auf Ihrer Website offen und „in strahlender Rüstung (www.egentic.com), für das angemessene Vertrauen werden sogar bekannte Siegel offensichtlich dargestellt. Wieso solchen Unternehmen trotz derartiger Vorgänge keine schärferen Regularien vorgesetzt werden bleibt fraglich, denn vor allem junge und unerfahrene Nutzer des Internets fallen häufig diese Art der Datenerhebung Opfer.
Es bleibt nur zu hoffen, dass künftig keine weiteren Verknüpfungen dieser Art zum Anlass für weitere Datensammel-Aktionen angewandt werden – wie in diesem Fall in Verbindung mit der Ebola-Krise…
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Redaktion: Torben Gösch