Berlin – Mit Blick auf die am heutigen Montag von der Forschungsorganisation International Council on Clean Transportation (ICCT) veröffentlichte Studie zum Kraftstoffverbrauch bei Pkw hat der NABU die wachsende Diskrepanz zwischen offiziellen Herstellerangaben und realem Verbrauch auf der Straße kritisiert. Die von den Forschern ermittelten tatsächlichen Pkw-Verbrauchswerte lagen durchschnittlich knapp 40 Prozent über den ermittelten Normwerten der Hersteller.
Angesichts dieser Zahlen wirft der NABU den Automobilherstellern gezielte Verbrauchertäuschung vor, gedeckt durch völlig realitätsferne Testverfahren der EU. Sämtliche Zusatzverbraucher wie Radio oder Klimaanlage bleiben bei der offiziellen Verbrauchsermittlung ausgeschaltet, hohe Geschwindigkeiten oberhalb 120 km/h werden erst gar nicht eingebaut. Mit der Wirklichkeit gerade auf deutschen Autobahnen habe dies nichts mehr zu tun. Für den Verbraucher ärgerlich, aber aus Umweltsicht ein Skandal, denn wesentliche Klimaschutzziele Europas werden damit absichtsvoll unterlaufen.
NABU Bundesgeschäftsführer Leif Miller: „Statt ihren Klimaschutzauflagen nachzukommen und wirksame Spritspartechnik auf die Straße zu bringen, verwendet die Automobilindustrie offenkundig immer mehr Energie darauf, Schlupflöcher im vorgeschriebenen Testverfahren zu identifizieren und gnadenlos auszunutzen. Den Preis für diesen vorsätzlichen Betrug zahlen am Ende die Verbraucher und das Klima.“ Es sei dreist, die Pkw nur auf die Anforderungen des Prüfstands hin zu optimieren, um die Emissionsbilanz der Neuwagenflotten zu drücken und die Modelle mit niedrigen Verbräuchen bewerben zu können. Im Alltagsbetrieb seien diese Phantasiewerte in der Regel nicht erreichbar, so dass auch die zu erwartende CO2-Reduzierung nicht wie gewünscht eintrete.
NABU-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger: „Gerade erst hat man sich auf EU-Ebene mühsam auf neue Verbrauchs-Grenzwerte für Pkw verständigt. Die sind das Papier auf dem sie stehen nicht wert, wenn die Hersteller nicht an weiteren Tricksereien beim Kraftstoffverbrauch gehindert werden. Das derzeitige Testverfahren fungiert als Steigbügelhalter, der es den Herstellern ermöglicht, auf dem Prüfstand die geforderten Einsparungen abzubilden, die in der Realität wird jedoch weiter deutlich zu viel Kraftstoff verbraucht.“ Wenn die EU-Kommission sicherstellen wolle, dass die gesetzlichen Vorgaben in der Realität ankämen, müsse sie in den nächsten Monaten im Zuge der Einführung eines neuen Testverfahrens dringend bestehende Schlupflöcher schließen.
Aussender: NABU-Pressestelle
Kontakt: Kathrin Klinkusch
Redaktion: Torben Gösch