Nachdem die Tatverdächtige auf den veröffentlichten Bildern identifiziert werden konnte, gehen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Lübeck und der Kriminalpolizei in Sachen „Gemeingefährliche Vergiftung“ weiter. Nach den bisherigen Erkenntnissen handelte die 60-jährige Ostholsteinerin alleine. Wie viele der vorliegenden Taten der Frau zugeordnet werden können, steht zum jetzigen Zeitpunkt nicht fest. Sie zeigt sich jedoch zu mehreren Taten geständig. Eine detailliertere Vernehmung war bisher nicht möglich.
Die Frau befindet sich zur Zeit in einem psychiatrischen Krankenhaus. Die Staatsanwaltschaft Lübeck prüft derzeit, ob sie einen Untersuchungshaftbefehl beantragt.
Es hat durchaus Überlegungen gegeben, die Öffentlichkeit früher zu warnen. Davon wurde aber aus verschiedenen Gründen Abstand genommen, die im folgende abschließend dargestellt werden:
1. Es war nicht bereits im Oktober 2013 erkennbar, dass es sich hier um ein gezieltes Einbringen in Nahrungsmittel handelt (Produktionsfehler o.ä. wäre auch denkbar gewesen)
2. Nachdem sich Verdachtsmomente auf eine Serie von Straftaten verdichteten, wurde die Staatsanwaltschaft Lübeck eingeschaltet. Der Fachdienst Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit des Kreises Ostholstein (Kreisveterinärbehörde) hat hiervon Ende Mai 2014 Kenntnis erhalten.
3. Die Polizei und Kreisveterinärbehörde sind mit der Staatsanwaltschaft Lübeck dann überein gekommen, zunächst auf eine Information der Öffentlichkeit zu verzichten – und zwar aus folgenden Gründen:
– Die Information der Öffentlichkeit hätte keine Gewähr dafür geboten, dass es nicht dennoch zu weiteren Taten im Eutiner Raum oder anderswo hätte kommen können.
– Jedenfalls wäre damit auch eine Warnung des potentiellen Täters/der Täterin einhergegangen, die/der sich dann darauf hätte einstellen können (Tatorte/Tatmittel ändern, Zeit verstreichen lassen und neu irgendwo anzufangen).
– Die Ermittlung der Tatverdächtigen wäre erheblich erschwert bzw. unmöglich gemacht worden – und damit auch die Chance vertan, der Tatserie endgültig ein Ende bereiten zu können.
– Letztlich war auch die Gefahr von Nachahmern oder sog. Trittbrettfahrern nicht auszuschließen.
4. Stattdessen hat die Polizei mit erheblichem Sachmittel- (z.B. Aufstellen von Kameras in mehreren Verbrauchermärkten) intensivem Personaleinsatz (z.B. für Observation und zeitnahe Auswertung der Kamera-Bilder) sowie Einrichtung einer besonderen Ermittlungsgruppe alles daran gesetzt, die Taten aufzuklären und zugleich die Gefahren für die Öffentlichkeit zu reduzieren.
5. Infolge dieses -durchaus schwierigen- Abwägungsprozesses kam es nun zur Festnahme einer Tatverdächtigen und damit zugleich mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Ende der Straftatenserie.
Aussender: Polizeidirektion Lübeck
Kontakt: Carola Aßmann
Redaktion: Torben Gösch