Wie viel Norddeutschland steckt wirklich im Bio-Apfelsaft „Unser Norden“? – Handelskette Coop nominiert für Goldenen Windbeutel 2014

Berlin, 2. September 2014. Etikettenschwindel aus Norddeutschland: Der regional vermarktete Bio-Apfelsaft „Unser Norden“ der Handelskette Coop ist nominiert für den Goldenen Windbeutel 2014. Bei der Wahl der dreistesten Werbelüge des Jahres können Verbraucher ab sofort unter www.goldener-windbeutel.de über insgesamt fünf Kandidaten abstimmen.

Die Verbraucherorganisation foodwatch hat den Bio-Apfelsaft wegen irreführender Regionalwerbung nominiert: Hersteller Coop bewirbt den Saft unter dem Namen „Unser Norden“ und mit dem Werbeslogan „aus der Region, für die Region“ wie ein regionales Lebensmittel – dabei stammen die verarbeiteten Äpfel keineswegs alle aus Norddeutschland, wie Coop auf Nachfrage zugibt. Woher genau, will das Unternehmen nicht angeben. Das Bio-Siegel auf dem Etikett nennt nur „EU-Landwirtschaft“ als Herkunftsangabe. Lena Blanken, „Wahlleiterin“ beim Goldenen Windbeutel: „‚Regionale‘ Lebensmittel verkaufen sich gut: Das weiß auch Coop und vermarktet seinen Apfelsaft wie ein Produkt, das voll und ganz aus Norddeutschland kommt. Doch woher genau die Äpfel für den Saft stammen, will Coop lieber nicht verraten. Das ist schon dreist: Erst vollmundige Werbeversprechen aufstellen, diese dürfen dann aber bloß nicht allzu genau hinterfragt werden.“

 

Unter dem Namen „Unser Norden“ vertreibt Coop nach eigenen Angaben Produkte, die in „Norddeutschland verarbeitet, veredelt oder abgepackt“ werden. Zu „Norddeutschland“ gehören

für Coop: Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Hamburg, Bremen und Berlin. Die Rohstoffe für die „Unser Norden“-Produkte stammen nach eigenen Angaben „überwiegend aus dem Norden, jedoch auch aus anderen Ländern“.

Neben dem „Unser Norden“-Apfelsaft sind vier weitere Produkte im Rennen um den Goldenen Windbeutel:

– Glacéau Vitaminwater von Coca-Cola: Wasser mit überflüssigen Vitaminzusätzen, teuer vermarktet wie ein Wundergetränk.

– Knorr activ Hühnersuppe von Unilever: „Hühner“suppe ohne Hühnerfleisch, stattdessen nur mit 1% Hühnerfett.

– Belvita Frühstückskeks von Mondelez: Beworben als empfehlenswertes Frühstück, in Wahrheit schlicht eine Süßigkeit.

– Alete Trinkmahlzeit ab 10. Monat von Nestlé: Kinderärzte warnen vor den kariesfördernden Kalorienbomben, Nestlé empfiehlt sie für Säuglinge.

Die Online-Wahl der dreistesten Werbelüge des Jahres läuft bis zum 30. September. foodwatch vergibt den Goldenen Windbeutel 2014 bereits zum sechsten Mal als Negativpreis für die Lebensmittelindustrie. 2013 entfiel die Mehrheit der abgegebenen Stimmen auf Capri Sonne (Wild/Deutsche SiSi-Werke). Die vorherigen Preisträger waren Hipp (2012), Ferrero (2011), Zott (2010) und Danone (2009).

„Mit der Wahl der dreistesten Werbelüge möchten wir darauf aufmerksam machen, dass Etikettenschwindel und Verbrauchertäuschung im Supermarkt eher die Regel als die Ausnahme sind“, erklärte Lena Blanken von foodwatch. „Die Lebensmittelindustrie wehrt sich seit Jahren vehement gegen verbindliche Herkunftskennzeichnungen, und auch die Bundesregierung betreibt Augenwischerei, wenn sie mit ihrem freiwilligen Regionalsiegel umfassende Transparenz verspricht. Produkte wie Coops Apfelsaft zeigen, dass eine verbindliche Herkunftsangabe für die Hauptzutaten her muss.“

Die Wahl zum Goldenen Windbeutel 2014 findet statt unter www.goldener-windbeutel.de und auf facebook unter: www.facebook.com/foodwatch

Aussender: foodwatch e.V.
Ansprechpartner: Martin Rücker
Redaktion: Torben Gösch