Seattle – Kleinkinder ab zwei Jahren zeigen ein intuitives Verständnis für mathematische Konzepte wie Wahrscheinlichkeit, so Forscher der University of Washington (UW) http://washington.edu . Denn im Rahmen einer Studie haben Kinder Erwachsene bei einem Spiel beobachtet und dabei offenbar erkannt, welche von zwei Strategien statistisch erfolgreicher ist. Das sollte sich womöglich darauf auswirken, wie Mathe-Unterricht funktioniert, so der Entwicklungspsychologe Andrew Meltzoff.
Es ist bekannt, dass Kinder durch Beobachten lernen, wie sie beispielsweise den Fernseher bedienen. Allerdings ist die Frage, wie Kleinkinder lernen, die beste Lösung für ein Problem zu finden. „In unserer Studie wollten wir ermitteln, ob junge Kinder den Unterschied zwischen zwei imperfekten Methoden, ein Spiel zu gewinnen, erkennen und dann die bessere Strategie zu ihrem Vorteil nutzen können“, so die UW-Doktorandin Anna Waismeyer. Eben das ist tatsächlich der Fall, denn die Kinder haben ein intuitives Verständnis dafür gezeigt, wie sie sich bei dem Test mehr Murmeln sichern.
Der richtige Baustein
Bei dem Test-Spiel spuckt ein Gerät Murmeln aus, wenn ein Baustein auf eine bestimmte Stelle gelegt wird. Doch wie gut das klappt, hängt vom Baustein ab. Einer aktiviert das Gerät in zwei Dritteln aller Fälle, ein anders geformter und gefärbter Stein dagegen nur in einem Drittel der Fälle. Im Experiment mit 32 Kindern haben diese einen Erwachsenen bei zwölf Versuchen innerhalb von 20 Minuten beobachtet, ehe sie selbst spielen durften. Fast drei Viertel der Kleinen haben dann zielsicher zu dem Baustein gegriffen, der öfter Murmeln hergibt.
Allerdings war damit noch nicht klar, ob die Kinder womöglich nur beobachtet haben, dass der eine Baustein bei gleich vielen Versuchen insgesamt mehr Murmeln hergegeben hat. Bei einer zweiten Testgruppe mit ebenfalls 32 Kleinkindern hat der Erwachsene die beiden Bausteine daher so oft genutzt, dass jeder Stein genau vier Mal Murmeln freigibt. Doch auch hier haben 22 der jungen Testpersonen nachher zu dem Stein gegriffen, bei dem die Wahrscheinlichkeit der Murmel-Belohnung größer ist. Sie haben also sichtlich intuitiv Statistik zu ihrem Vorteil genutzt.
Lern-Bedeutung
Dem UW-Professor Meltzoff zufolge hilft diese Erkenntnis zu erklären, warum Kinder so schnell lernen. „Bemerkenswerterweise lernen sie auch dann über Kausalität, wenn die Menschen, die sie beobachten, Fehler machen und nur manchmal richtig liegen.“ Eben dieses intuitive Verständnis für Wahrscheinlichkeiten könnte auch dafür sprechen, Kindern nicht erst im Schulalter und mit Bruch- und Dezimalrechnung entsprechende Konzepte näherzubringen. „Vielleicht wäre es leichter, wenn wir diese mathematischen Prinzipien früher einführen und unser Lehren an die intuitive Art anpassen, wie Kinder denken“, so der Entwicklungspsychologe.
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Ansprechpartner: Thomas Pichler
(Foto: washington.edu)
Redaktion: Torben Gösch