London/Wien/Wiesbaden – Einem amerikanischen Watchdog nach ist es vergangenen Juli zu einem drastischen Anstieg an kinderpornografischem Bildmaterial im Internet gekommen. Darunter befinden vor allem Fotos, die auf sozialen Netzwerken gepostet worden sind. Das National Center for Missing and Exploited Children (NCMEC) http://missingkids.com hat in der ersten Juli-Woche eine Rekordzahl an Meldungen erhalten. Diese Zahl ist mehr als viermal so hoch wie der wöchentliche Durchschnitt.
Stopline bestätigt Entwicklung
Statistische Daten der österreichischen Meldestelle Stopline http://stopline.at bestätigen ebenfalls einen markanten Anstieg gemeldeter Fälle. „In den vergangenen Jahren ist die Zahl der angezeigten Zuwiderhandlungen kontinuierlich angestiegen. 2013 haben wir eine besonders gravierende Zunahme verzeichnet“, erklärt Barbara Schlossbauer, Leiterin der Initiative Stopline, im Gespräch mit pressetext. Auch das Jahr 2014 folge mit einer Zahl von rund 4.700 gemeldeten Fällen, darunter 560 als illegal eingestuft, dieser bedrohlichen Tendenz.
Wichtig sei es, derartige Inhalte zu melden, anstatt diese zu ignorieren. „Dabei kann man sich beispielsweise an Meldestellen wie Stopline oder das Bundeskriminalamt wenden“, erklärt die Expertin. „Im Jahr 2014 waren die Ursprungsländer der Meldungen vor allem die USA, Kanada, die Niederlande und Russland“, fügt Schlossbauer hinzu. Der Fachfrau zufolge ist die konstante Zunahme der erfassten Fälle auf die zunehmende Berichterstattung in den Medien zurückzuführen.
„Ich möchte betonen, dass ein internationaler Statistikvergleich äußerst problematisch ist, da die Erhebungskriterien in der Regel nicht einheitlich sind. Zudem herrschen je nach Staat unterschiedliche juristische Grenzen, die den Tätern mitunter bewusst sind“, erklärt Barbara Hübner vom deutschen Bundeskriminalamt http://bka.de gegenüber pressetext. Täter nutzten oft Provider im Ausland, um derartiges Bildmaterial straffrei publizieren zu können.
Zahlen als alarmierend eingestuft
In einer Woche sind von britischen Strafverfolgungsbehörden etwa 660 Personen in Verbindung mit kinderpornografischen Darstellungen im Internet festgenommen worden. Im Fokus der Untersuchungen sind besonders jene Täter, die das sogenannte „Darknet“ nutzen. Das sind Teile des Internets, die versteckt und für Laien ohne spezielle Software nur sehr schwer zugänglich sind.
In den USA sind alle Internet-Provider dazu verpflichtet, jeden Fall von Kindesmissbrauch, der auf den Netzwerken auftritt, der CyberTipline http://missingkids.com/cybertipline zu melden. Die CyberTipline wird seit 1998 von der NCMEC bereitgestellt. Großbritannien arbeitet neben 62 anderen Ländern eng zusammen mit der NCMEC. In der Woche vom 29. Juni bis zum 5. Juli sind der CyberTipline erstaunliche 92.800 Fälle gemeldet worden.
Normalerweise erhält die NCMEC im Durchschnitt 15.000 Meldungen pro Woche. Laut John Shehan, Executive Director der Exploited Children Division des NCMEC, können sich diese alarmierend hohen Zahlen als Anomalie erweisen. „Niemand würde es für möglich halten, dass jemand ein kinderpornografisches Bildmaterial auf Pinterest oder LinkedIn veröffentlicht“, erklärt er. „Doch jede Plattform, die Menschen die Möglichkeit gibt, Inhalte zu publizieren, kann auch missbraucht werden“, resümiert Shehan.
Aussender: pressetext
Ansprechpartner: Carolina Schmolmüller
(Foto: pixelio.de/K. Wieland Müller)
Redaktion: Torben Gösch