Lichttunnel: bei Nahtoderfahrungen häufig genannt (Foto: pixelio.de, M. Taylor)

Nahtoderfahrungen oft friedlich wahrgenommen – Traumata als Ursache – Gehirne sollen auf Narben untersucht werden

Liege – Nahtoderfahrungen sind zwar selten, treten laut einer neuen Studie der Universite de Liege http://ulg.ac.be aber friedlich auf. Dabei spielt es keine Rolle, was vor diesem Moment geschehen ist. Derartige Erfahrungen werden häufig als voll von Emotionen beschrieben. Dazu gehört auch das Gefühl, den eigenen Körper verlassen zu haben, Tunnel voll Licht und Flashbacks. Nahtoderfahrungen treten am häufigsten auf, wenn ein Mensch nach einem traumatischen Ereignis wiederbelebt wird.Lichttunnel: bei Nahtoderfahrungen häufig genannt (Foto: pixelio.de, M. Taylor)

Emotionszentrum betroffen

 

Studienleiter Steven Laureys hat mit seinen Forschungen begonnen, nachdem ihm Patienten immer wieder von ihren Erfahrungen berichtet hatten. Es gibt laut einem NewScientist-Bericht verschiedene Theorien darüber, wie diese Erfahrungen zustande kommen. Dazu gehören der Mangel an Sauerstoff im Gehirn oder eine Schädigung der Bereiche, die Emotionen kontrollieren. „Daher würde man Unterschiede bei den Nahtoderfahrungen erwarten, wenn ein Mensch zum Beispiel fast ertrunken wäre oder ein anderes Trauma überlebt hat.“

Die Forscher analysierten 190 dokumentierte Ereignisse, die die Folge von Traumata waren. Dazu gehörten Herzstillstand, Ertrinken, Kopfverletzungen und Höhenkoller. Überraschend war, dass die Berichte zahlreiche Ähnlichkeiten aufwiesen. Am häufigsten wurde von einer Friedlichkeit berichtet. Auch die Erfahrung, den eigenen Körper verlassen zu haben, wurde oft genannt. Viele berichteten auch davon, dass die Wahrnehmung der Zeit verändert war. Es gab insgesamt nur wenige Beispiele von negativen Erfahrungen.

Ziel: Objektiven Maßstab finden

Das Ablaufen des Lebens als Flashback oder Zukunftsvision, wie sie oft in Hollywood-Filmen dargestellt werden, waren jedoch laut dem Forscher sehr selten. Die Experten wollen nun versuchen, einen objektiven Maßstab für diese Art von Erfahrungen zu finden. Sie planen die gesamten Gehirne von Menschen zu scannen, die angeben, zum Beispiel nach einem Herzstillstand eine Nahtoderfahrung gehabt zu haben. Das Team wird auch nach kleinen Narben im Gehirn suchen, die Hinweise auf die Folgen dieses Ereignisses liefern könnten.

Laureys ist sich der Schwierigkeiten der Erforschung einer derart subjektiven Erfahrung bewusst. Er versucht jedoch, diesem Thema offen zu begegnen. „Wir müssen akzeptieren, dass es viele Dinge gibt, die wir nicht verstehen. Es ist jedoch wichtig, die besten möglichen wissenschaftlichen Methoden zur Erforschung einzusetzen.“ Details der Forschungsergebnisse wurden im Fachmagazin Frontiers in Human Neuroscience http://frontiersin.org/human_neuroscience veröffentlicht.

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Ansprechpartner: Michaela Monschein
(Foto: pixelio.de, M. Taylor)
Redaktion: Torben Gösch