Hamburg/ Brüssel – Die Europäische Union (EU) kann nach einem heute veröffentlichten Greenpeace-Report ihre Energieimporte bis zum Jahr 2030 um 40 Prozent senken. Voraussetzung dafür ist der konsequente Ausbau der Erneuerbaren Energien und mehr Energieeffizienz. Die EU könnte eine echte Energiewende in Europa einleiten und ihren klimaschädlichen CO2-Ausstoß erheblich mindern. Auf dem EU-Gipfel in Brüssel wollen die Staats- und Regierungschefs ab morgen über einen Weg aus der Energieabhängigkeit von russischem Öl und Gas beraten. Der Vorschlag der Europäischen Kommission zur künftigen Energieversorgung setzt weiter auf klimaschädliche fossile Brennstoffe. „Die Pläne der EU-Kommission sind völlig unzureichend“, sagt Sven Teske, Greenpeace-Energieexperte und einer der Studienautoren. „Europas Abhängigkeit von fossiler Energie und von riskanten sowie teuren Importen sind zwei Seiten derselben Medaille. Erneuerbare Energien nutzen dem Klimaschutz, schaffen Arbeitsplätze und sind das beste Rezept für Energieunabhängigkeit.“
Die Basis für das Greenpeace-Szenario lieferten Berechnungen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Hinzu kam eine Analyse der in Europa verfügbaren fossilen Brennstoffe durch die Ludwig Bölkow Systemtechnik. Greenpeace schlägt vor, den Anteil der Erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2030 auf 45 Prozent zu steigern und 40 Prozent Energie einzusparen (im Vergleich zu 2005). So könnte die EU im Vergleich zu heute ihre Gasimporte um rund 25 Prozent und ihre Ölimporte um bis zu 40 Prozent senken. Kohleimporte liefen 2030 aus und heimische Kohlendioxid-Emissionen sänken um 65 Prozent (im Vergleich zu 1990). Die EU benötigte nach dem Greenpeace-Vorschlag 45 Prozent weniger Energieimporte als nach ihren eigenen Plänen. Die EU-Kommission will Europas Treibhausgasemissionen ebenfalls um 40 Prozent senken, aber den Anteil Erneuerbarer Energien auf lediglich 27 Prozent bis 2030 steigern.
EU muss sich vom Diktat der Energiekonzerne befreien
Im Greenpeace-Energieszenario stiege der Anteil von Wind, Wasser und Sonne in der Stromerzeugung bis 2030 auf 74 Prozent, während die EU nur auf 50 Prozent kommt. An Investitionskosten veranschlagt die unabhängige Umweltorganisation rund 1,75 Billionen Euro bis zum Jahr 2030. Das sind rund 10 Prozent oder zehn Milliarden Euro jährlich mehr als im EU-Szenario, das von 1,55 Billionen Euro an Investitionen ausgeht.
„Die Staatschefs haben es nun in der Hand, Europas Energieunabhängigkeit voran zu treiben. Wenn jeder begriffen hat, dass Effizienz für die Energiesicherheit und den Klimaschutz eine wichtige Rolle spielt, müssen jetzt ambitionierte Ziele folgen“, so Teske. „Die Energiekonzerne wollen Europa weiter abhängig halten von Öl und Gas. Die EU muss sich vom Diktat der Oligarchen endlich befreien.“
Ansprechpartner: Greenpeace e.V.
Redaktion: Torben Gösch