Zürich – Nicht gepflügte Felder reflektieren in den heißen Sommermonaten weniger Sonnenstrahlung und senken dadurch die lokale Temperatur um bis zu zwei Grad Celsius. Das haben Wissenschaftler der ETH Zürich http://ethz.ch herausgefunden. Das Pflügen von Weizenfeldern gleich nach der Ernte macht für das Klima vor Ort bei Hitzeperioden wenig Sinn, da dadurch die hellen Stoppeln und Erntereste von der Oberfläche verschwinden und nackte dunkle Erde nach oben gelangt. Details wurden in der Fachzeitschrift „PNAS“ veröffentlicht.
Pflügen schadet dem Klima
Aktuelle Messungen haben gezeigt, dass bei ungepflügten Stoppelfeldern etwa ein Drittel der Sonneneinstrahlung dank des sogenannten Albedo-Effektes zurückgeworfen wird. Die Albedo ist ein Maß für das Rückstrahlungsvermögen von reflektierenden Oberflächen. Bearbeitete Äcker hingegen reflektieren nur 20 Prozent der solaren Einstrahlung. Modellsimulationen zeigen, dass dieser gering erscheinende Unterschied die Rückstrahlung von ungepflügten Feldern um 50 Prozent vergrößert und sich auf Extremtemperaturen markant auswirkt.
Die ETH-Experten konnten mit ihren Analysen zeigen, dass bei extremer Hitze, wie sie zum Beispiel 2003 Europa heimgesucht hat, unbearbeitete Felder die lokale Temperatur um bis zu zwei Grad gekühlt haben. Die Grundformel der Fachleute heißt deshalb: Je heißer es wird, desto kräftiger wirkt der Albedo-Effekt und desto stärker ist die Kühlung. „Der Effekt ist deshalb während Hitzewellen stärker, weil in solchen Phasen kaum Wolken vorhanden sind, so dass mehr Strahlung ins All zurückgeworfen wird“, unterstreicht Erstautor Edouard Davin.
Effekt tritt allenfalls regional auf
Auch wenn der Kühleffekt nur kurzfristig und lokal, allenfalls regional und nicht überregional wirkt, trägt die Bewirtschaftungsweise zum Klimaschutz bei. Und dennoch: „Würden sämtliche französischen Bauern ihre Felder im Sommer nicht mehr umpflügen, würde dies in Deutschland wenig Auswirkung haben“, ergänzt Wissenschaftlerin Sonia Seneviratne. Das nüchterne Fazit: Auch langfristig dürfte dieser Mechanismus den Trend zum wärmeren Klima und damit häufigeren Hitzewellen nicht merklich beeinflussen, schränkt die Fachfrau ein.
Unbearbeitete Felder kühlen jedoch nicht nur aufgrund des Albedo-Effekts. Vielmehr wirken auch die Erntereste als Isolationsschicht, welche die Feuchtigkeit in den tieferen Bodenschichten zurückbehält und nur langsam entlässt. Dies trägt dazu bei, die Lufttemperatur während einer Hitzewelle zu senken. In einem gepflügten Feld hingegen verdunstet das Bodenwasser rascher und bei Hitzewellen fast vollständig. Das Nicht-Pflügen wäre ein Mittel, um lokal die Folgen des Klimawandels – wie bei extrem heißen Sommertagen – abzumildern.
Aussender: pressetext
Ansprechpartner: Florian Fügemann
(Foto: pixelio.de, angieconscious)
Redaktion: Torben Gösch