Flüchtlinge: Kosten für Krebs explodieren (Foto: pixelio.de, Jerzy Sawluk)

Krebsbehandlung bei Flüchtlingen großes Problem – UNO fordert Reformen – Aufnahmeländer kämpfen mit steigenden Kosten

Genf – Eine effektive Krebsbehandlung bei Flüchtlingen gelingt nur selten. Infektionskrankheiten und Unterernährung waren bisher Schwerpunkte der medizinischen Versorgung von Flüchtlingen. Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen betont in Lancet Oncology http://bit.ly/1jTEid4 , dass Krebs heute in den Aufnahmeländern verstärkt zu Problemen führt. Innovative Finanzierungsprogramme und sogar Screenings in den Flüchtlingslagern könnten bei der Lösung helfen.Flüchtlinge: Kosten für Krebs explodieren (Foto: pixelio.de, Jerzy Sawluk)

Jordanier stark betroffen

 

Unter der Leitung von Paul Spiegel untersuchten die Forscher die Förderungsansuchen, die an das Exceptional Care Committee (ECC) der UNHCR http://unhcr.org gerichtet wurden. Das ECC beurteilte zwischen 2010 und 2012 knapp 2.000 Behandlungsansuchen von jordanischen Flüchtlingen. Mit 511 entfiel rund ein Viertel der Ansuchen auf Krebs. Brustkrebs und Darmkrebs waren die häufigsten Erkrankungen. Rund die Hälfte dieser Fälle wurde anerkannt und eine finanzielle Unterstützung gewährt.

Förderungsansuchen wurden abgelehnt, wenn die Prognose des Patienten schlecht oder die Behandlung zu teuer war. Die höchsten genehmigten Beträge waren 2011 rund 4.600 Dollar und 2012 gut 3.500 Dollar. Laut Spiegel haben die Länder des Mittleren Ostens Mio. von Flüchtlingen aufgenommen, die zuerst aus dem Irak und Syrien kamen.

„Dieser massive Zustrom hat die Gesundheitssysteme auf allen Ebenen in eine sehr schwierige Lage gebracht. Trotz der Hilfe internationaler Organisationen und Spenden ist es nicht gelungen, diese Situation zu verbessern“, weiß Spiegel. Die finanzielle Belastung sei in einem unverhältnismäßig hohen Ausmaß auf diese Länder zugekommen. Das jordanische Gesundheitsministerium musste in den ersten vier Monaten des Jahres 2013 geschätzte 53 Mio. Dollar für die medizinische Versorgung von Flüchtlingen aufbringen.

Krebsprävention gefordert

Die Studienautoren fordern eine verbesserte Krebsprävention und -behandlung im Flüchtlingsbereich. Sie empfehlen Maßnahmen wie innovative Finanzierungsformen, eine verbesserte Erstversorgung in den Flüchtlingslagern mit Maßnahmen inklusive Screenings, Mammografien und die Entwicklung von elektronischen Krebsregistern, die eine Unterbrechung der Behandlung verhindern sollen.

Bis heute orientieren sich die Reaktionen auf humanitären Krisen laut Spiegel an den Erfahrungen aus Flüchtlingslagern in afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Dort waren Infektionskrankheiten und Unterernährung die größten Probleme. „Im 21. Jahrhundert geht es bei der Versorgung von Flüchtlingen um einen längeren Zeitraum. Es sind vor allem Länder mit mittleren Einkommen betroffen, in denen chronische Krankheiten wie Krebs häufiger vorkommen“, verdeutlicht Spiegel.

Aussender: pressetext
Ansprechpartner: Michaela Monschein
(Foto: pixelio.de, Jerzy Sawluk)
Hallo-Holstein.Redaktion: Torben Gösch