St. Louis – Unterschiede in den Gehirnen von männlichen und weiblichen Multiple-Sklerose-Patienten (MS) könnte erklären, warum mehr Frauen an dieser Krankheit leiden. Zu diesem Schluss kommt einen neue Analyse der Washington University School of Medicine http://medschool.wustl.edu . Höhere Werte des Proteins S1PR2 wurden bei Tests in den Gehirnen von weiblichen Mäusen und verstorbenen MS-Patientinnen nachgewiesen. Derzeit wird MS vier Mal häufiger bei Frauen als bei Männern diagnostiziert.
Die Forschungsergebnisse sind ein relevanter Fakt für die Wissenschaftler, denn allein in Großbritannien leiden rund 100.000 Menschen an der Erkrankung. Derzeit gibt es keine Heilungsmöglichkeit für MS. Behandlungsmöglichkeiten können in den frühen Stadien der Krankheit jedoch helfen. Das Team um Robyn Klein konzentrierte sich auf die schubförmig-remittierende MS. Nach Krankheitsphasen werden die Symptome wieder geringer oder verschwinden ganz. Rund 85 Prozent der Patienten leiden an dieser Form der Krankheit.
Die Forscher untersuchten die Blutgefäße und Gehirne von gesunden Mäusen, Mäusen mit MS und Tieren ohne das Gen für S1PR2, ein Rezeptorprotein für Blutgefäße. Ziel war es herauszufinden, welchen Einfluss das Gen auf die Schwere von MS hat. Zusätzlich wurden Proben der Gehirne von 20 verstorbenen Patienten untersucht. Das Team fand bei Mäusen und Menschen hohe S1PR2-Werte in den Bereichen des Gehirns, die durch eine MS typischerweise geschädigt werden. Ein Zusammenhang zwischen dem Gen und MS liegt nahe.
Die Bedeutung von S1PR2 könnte darin bestehen, dass es dazu beiträgt, die Blut-Hirn-Schranke durchlässiger für potenziell schädliche Substanzen zu machen. Eine durchlässigere Schranke könnte angreifenden Zellen den Zugang zum zentralen Nervensystem ermöglichen. „Der Zusammenhang zwischen MS und S1PR2 ist absolut neu und wurde noch nie zuvor hergestellt“, unterstreicht Klein.
Die Wissenschaftlerin kann bislang jedoch noch nicht erklären, warum die S1PR2-Werte bei Frauen mit MS höher sind, da das Hormon Östrogen keine wichtige Rolle spielt. Klinische Studien seien für die nächsten Jahre geplant. Die Forschungsergebnisse wurden im Fachmagazin Journal of Clinical Investigation http://jci.org veröffentlicht.