Budapest – Schwellenländer wie China und Indien haben Ost- und Zentraleuropa für sich entdeckt. Noch vor zehn Jahren wurde es als heroischer Akt angesehen, wenn indische Firma in den „Wilden Osten“ investierten. Zwar wurde den Ländern rund um den Eisernen Vorhang schon damals die EU-Mitgliedschaft versprochen, aber vollzogen war sie damals noch nicht.
Hochqualifizierte in Ungarn
Als 2001 das indische IT-Unternehmen TCS http://tcs.com einen Standort für sein erstes großes IT-Center in Europa suchte, entschied es sich gegen die erprobten Standorte im Westen und wählte stattdessen Budapest. „Unsere Motivation war es, langfristig den Pool, der in Ungarn hervorragend ausgebildeten Fachleuten zu nutzen“, lässt sich TCS-Manager Dinesh P Thampi von der Financial Times zitieren.
Die Geschichte der Europa-Zentrale des IT-Konzerns ist ein großer Erfolg. Am Beginn beschäftigte der Hub in Budapest etwa 20 Mitarbeiter, meist indische Expatriats. Heute sind in der ungarischen Hauptstadt 1.100 Menschen angestellt. Aber TCS ist nicht alleine. Auch chinesische Unternehmen haben sich in der Osteuropa-Region angesiedelt. Am erwähnenswertesten ist die Wanhua Industrial Group http://en.wanhuagroup.com , die 2011 die Kontrolle über den ungarischen Chemiekonzern BorsodChem übernahm.
Der Wert des Deals betrug 1,2 Mrd. Euro. Aber auch in Polen investierten die Chinesen – zum Beispiel in LiuGong Machinery http://www.liugong.com , die 2012 etwa 75 Mio. Euro für das Stahlwerk Huta Stalowa Wola bezahlte. Aber auch Xiangyang Automobile Bearing http://www.zxy.com.cn kauften den Maschinenlagerproduzenten FLT-Krasnik http://flt.krasnik.pl für 70 Mio. Euro.
Erfolg nicht immer garantiert
Aber nicht jedes Investment ist ein Erfolg. 2009 gewann die China Overseas Engineering Group http://en.covec.com die Ausschreibung für den Bau der 50 Kilometer langen Autobahnstrecke zwischen Warschau und der deutschen Grenze. Das Angebot machte weniger als 50 Prozent der von der Regierung im Vorfeld budgetierten Kosten aus. Finanzprobleme stoppten die Bauarbeiten aber im Mai 2011. Der Vertrag wurde aufgekündigt und die Arbeiten mussten von anderen Vertragsfirmen fertiggestellt werden.
Im Gegensatz zu Investitionen von Schwellenländern nach Osteuropa, sind osteuropäische Investitionen in die Schwellenländer meist auf große Konzerne, wie dem ungarischen Energieriesen MOL http://mol.hu , beschränkt. Der Konzern betreibt Auslandsprojekte in Ägypten, Syrien oder Pakistan. Trotzdem gibt es auch die kleinen und mittleren Unternehmen wie Safina, eine tschechische Firma, mit 220 Mitarbeitern, die Gold, Silber und andere Metalle veredelt.
2004 gründete Safina mit der chinesischen Veredelungsfirma Guoda Gold ein Joint Venture mit dem Namen Guoda-Safina http://en.guodasafina.com . 2013 konnte das Joint Venture seinen Umsatz um 15 Prozent auf 36 Mio. Euro steigern. Safina-Chef Tomas Plachy warnt trotzdem: „Im Vergleich zu Geschäften in Europa und den USA, ist in China alles abhängig von den persönlichen Beziehungen. Schriftliche Verträge im Vergleich zu mündlichen Vereinbarungen dabei weniger.“