Caracas – Aufgrund strikter Kapitalkontrollen in Venezuela schränken internationale Airlines ihr Angebot in dem südamerikanischen Land ein. In einem komplizierten Abrechnungssystem tritt die sozialistische Regierung als Mittelsmann bei Ticketkäufen ihrer Bürger auf und leitet die Dollars an die Fluggesellschaften weiter. Das sollte sie auch tun, denn die Schulden Venezuelas bei den Airlines betragen bereits 3,3 Mrd. Dollar. Das Angebot der Regierung, die Schulden in Kerosin zu bezahlen, haben die Airlines abgelehnt.
Bürger werden Arbitrage-Profis
Venezuela begrenzt zudem die Dollarsummen, die Bürger für Reisen aufwenden dürfen, um die Kapitalflucht der stark inflationierenden Landeswährung zu stoppen. Bei Flügen nach Florida – eines der Hauptziele – dürfen Kreditkarten jetzt nur noch mit maximal 700 Dollar jährlich belastet werden. Die Maßnahme gilt auch für Kolumbien, Costa Rica, Panama und die Niederländischen Antillen.
Mit diesen Schritten will die Regierung auch die sogenannte „Arbitrage“ eindämmen, von der viele Venezuelaner seit einiger Zeit profitiert haben. Bisher war es nämlich möglich – vorausgesetzt man hatte ein gültiges Flugticket – bis zu 3.000 Dollar zum offiziellen Wechselkurs der Regierung zu erhalten, nämlich einen Dollar für 6,3 Bolívar. Der Schwarzmarktkurs ist aber sieben Mal höher, also mehr als 42 Bolívar. Das führte dazu, dass die Menschen vermehrt Tickets und Dollar kauften, um die Dollars nach der Rückkehr zum siebenfachen Wert wieder zu verkaufen.
Inflationsrate bei 60 Prozent
Venezuela wertet seine Währung regelmäßig ab, zuletzt am 22. Januar dieses Jahres, als die Regierung einen dualen Wechselkurs einführte, der in einer wöchentlichen Auktion festgelegt wird. Die letzte Auktionsrate war 11,4 Bolívar für den Dollar, während der offizielle Wechselkurs bei den 6,3 Bolívar pro Dollar blieb. Dieser Kurs war bisher gültig für Reisen und Flugtickets, aber jetzt gilt dafür die Auktionsrate. Die Abwertungen haben die Inflationsrate stark ansteigen lassen, zuletzt lag sie laut Bloomberg bei 60 Prozent.
Aufgrund der Änderungen und Schulden haben mehrere Fluggesellschaften die Ticketverkäufe in Venezuela eingestellt, darunter Air Canada http://aircanada.com , Air Europa und Tame, eine äquadorianische Airline. American Airlines will dagegen weiter seine Dienste in Venezuela anbieten und hofft, über Verhandlungen mit der Regierung das geschuldete Geld noch zu bekommen.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Hubertus Müller
Venezuela: Rauskommen wird schwieriger (Foto: pixelio.de, Dirk Pollzien)