Boston – Patienten, die sich in einem frühen Stadium von Multipler Sklerose (MS) befinden, können durch eine Erhöhung der Vitamin-D-Aufnahme einige Symptome der schwerwiegenden Autoimmunerkrankung abwehren. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuell vorgestellte Studie der Harvard School of Public Health (HSPH) http://hsph.harvard.edu in Boston, die in erster Linie den Nutzen einer sofortigen im Vergleich zu einer verzögerten Interferontherapie bei Patienten mit klinisch isoliertem Syndrom untersucht hat. Dabei gelang es den Forschern, einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel als wichtigen Risikofaktor sowohl für die Entwicklung einer klinisch manifesten MS als auch für einen ungünstigen Krankheitsverlauf auszumachen.
Vorherige Studien gestützt
„Da niedrige Vitamin-D-Werte sehr weit verbreitet sind und sehr einfach und sicher durch orale Supplementation erhöht werden können, könnten diese Ergebnisse unter Umständen zu einem besseren Behandlungsresultat für viele MS-Patienten beitragen“, zitiert das US-Portal „Health“ Studienautor Alberto Ascherio, Professor für Epidemiologie und Ernährung an der HSPH.
Die aktuelle Untersuchung würde damit auch vorangegangene Ergebnisse stützen, wonach Vitamin D als Risikofaktor für MS-Erkrankungen identifiziert worden ist. „Die immunologischen Effekte dieser Substanz legen sehr stark die Vermutung nahe, dass dem Aufrechterhalten eines adäquaten Vitamin-D-Levels bei der Behandlung von MS eine wichtige Bedeutung zukommt“, so Ascherio.
465 Patienten seit 2002 untersucht
Im Zuge der Studie haben der Wissenschaftler und sein Team die Gesundheitsdaten von insgesamt 465 MS-Patienten aus 18 verschiedenen Ländern Europas sowie Israel und Kanada ausgewertet. Diese hatten sich schon in den Jahren 2002 und 2003 zu einem Test gemeldet, bei dem es um die Überprüfung der Effektivität des Medikaments Interferon beta-1b zur MS-Behandlung ging. Bei den Probanden wurde dabei je zu Beginn der ersten Symptome und dann in regelmäßigen Abständen über einen Zeitraum von 24 Monaten der Vitamin-D-Spiegel gemessen.
„Die Untersuchung hat gezeigt, dass sich auf Basis des Vitamin-D-Levels zum Zeitpunkt des ersten Auftretens von MS-Symptomen der weitere Krankheitsverlauf in den nächste fünf Jahren vorhersagen lässt“, bringt Ascherio das Resultat auf den Punkt. Im fünften Studienjahr war bei Patienten mit normalen und hohen Vitamin-D-Werten deutlich seltener eine manifeste MS nachweisbar, sie hatten 23 Prozent weniger aktive Läsionen und der Verlust an Hirnvolumen war nur halb so hoch wie in der Gruppe mit niedrigen Werten.
Kein zwingender Schutz
Dass es einen Zusammenhang zwischen niedrigen Vitamin-D-Spiegeln und einem erhöhten MS-Risiko gibt, ist bereits aus zahlreichen epidemiologischen Studien bekannt. Unklar ist aber noch, was Ursache und was Wirkung ist und welche Bedeutung Vitamin D in der MS-Pathologie zukommt. „Niemand kennt den genauen Zusammenhang“, stellt Nicholas LaRocca, Vizepräsident im Bereich Health Care Delivery und Policy Research der US-amerikanischen National Multiple Sclerosis Society fest.
Deshalb lasse sich auch nicht sagen, welche Dosis des Vitamins für Betroffene am besten geeignet sei. „Für eine Behandlung fehlt der wissenschaftliche Konsens“, betont LaRocca. Das International Prevention Research Institute hat aber bereits davor gewarnt, Vitamin D als zwingenden Schutz vor Krankheiten wie MS, Krebs, Diabetes und Demenz anzusehen (pressetext berichtete: http://pte.com/news/20131206017 ).
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Markus Steiner
Vitamin D: hilft bei MS-Erkrankung (Foto: flickr.com/Bradley Stemke)