Hamburg – Milliarden Dollar für Munition, Militärforschung und Mittagessen: Ab sofort können alle Internet-User einsehen, wo die USA in Deutschland dieses Geld ausgeben. Der Norddeutsche Rundfunk und die Süddeutsche Zeitung machen im Rahmen der Recherchen zur Serie „Geheimer Krieg“ mehr als 300.000 Aufträge transparent, die von US-Regierungseinrichtungen in den vergangenen zwölf Jahren in Deutschland erteilt haben. Dazu wurde eine Datenbank der US-Regierung journalistisch sortiert und durchsuchbar gemacht.
Nutzer können so vom Beobachteten zum Beobachter werden: Über die Seite www.geheimerkrieg.de sind Details der rund 300.000 Aufträge einsehbar und zudem durchsuchbar (http://www.geheimerkrieg.de/#auftragsdatenbank). Die Berliner Firma OpenDataCity hat im Auftrag von NDR und SZ die Datenbank eines amerikanischen Registers für Regierungsaufträge aufbereitet. Die Daten wurden inhaltlich vorsortiert – Einträge ohne Bezug zu Deutschland wurden entfernt und eine Suchfunktion programmiert.
Grundlage ist das sogenannte „Federal Procurement Data System“ (FPDS), eine zentrale Sammelstelle für Regierungsaufträge. Da in den Vereinigten Staaten ein grundlegend anderes Transparenz-Verständnis herrscht, finden sich in der Regel viele Dokumente und Verträge im Internet – auch die Daten des FPDS. Sobald der Staat mit einer Firma oder einer Organisation einen Vertrag schließt, der einen Wert von mindestens 3000 US-Dollar hat, werden Details zu dem Geschäft in die Datenbank eingetragen. Die dort vermerkten Aufträge sind zwar theoretisch frei zugänglich, aber technische Beschränkungen verhinderten bislang eine einfache Auswertung. So konnte zum Beispiel nur ein Zeitraum von maximal fünf Jahren abgefragt werden. Auf www.geheimerkrieg.de sind zudem bestimmte Schlüsselwörter mit Orten verknüpft, so dass ihnen die Aufträge zugeordnet werden können.
Nicht jede Firma, die in der Datenbank gelistet ist, muss deshalb zwingend Partner von Geheimdiensten und Militär sein. Das zeigen zum Beispiel überraschende Datenbank-Funde wie Belege eines Automobil-Clubs für Abschlepp- und Servicedienste oder Rechnungen über mehrere Paletten Energy-Drinks. Die amerikanischen Soldaten und Regierungsmitarbeiter kaufen und konsumieren wie jeder andere auch – so tauchen Bestellungen für Putzmittel ebenso auf wie für Panzermunition.
Der Norddeutsche Rundfunk und die Süddeutsche Zeitung berichten seit dem 14. November in der gemeinsamen Serie „Geheimer Krieg“ darüber, wie das US-Militär und die amerikanischen und britischen Geheimdienste den Kampf gegen den Terrorismus aus Deutschland steuern und kontrollieren. Die Ergebnisse der Recherche sind auf der Webseite geheimerkrieg.de multimedial aufbereitet, werden im Radioprogramm NDR Info, im Ersten, im NDR Fernsehen und in der Süddeutschen Zeitung und auf den Webseiten der SZ und des NDR veröffentlicht.
Am 28. November zeigt Das Erste einen Themenabend zum „Geheimen Krieg“. Den Auftakt macht um 21.45 Uhr das Magazin „Panorama“ vom NDR, dann folgt „Beckmann“, danach um 0.00 Uhr der Dokumentarfilm „Schmutzige Kriege“ in deutscher Erstausstrahlung. Im NDR Fernsehen berichtet am Dienstag, 3. Dezember, um 21.00 Uhr „Panorama – die Reporter“ über den „Geheimen Krieg“. NDR Mitarbeiter Christian Fuchs und „Panorama“-Reporter John Goetz haben zudem das Buch „Geheimer Krieg“ im Rowohlt-Verlag veröffentlicht.
NDR Norddeutscher Rundfunk