London – Heute vor 90 Jahren wurde die erste Radiosendung ausgestrahlt und aller technologischen Entwicklungen zum Trotz ist das Radio noch immer im Trend und kann sich weltweit über die höchsten Hörerzahlen seit Jahrzehnten freuen. Die Radioindustrie erwirtschaftete 2012 weltweit Einnahmen in der Höhe von 44 Mrd. Dollar (rund 32 Mrd. Euro), berichtet die Financial Times. Dennoch sehen sich die Rundfunkanstalten mit der stärksten Konkurrenz seit Jahren konfrontiert. Denn Google und Apple wollen nun auch in das Radiogeschäft einsteigen.
Neue Geschäftsmodelle gefragt
So hat Apple vor zwei Monaten iTunes in den USA gestartet, welches bereits von 20 Mio. Nutzern gehört wurde. Dabei werden Songs von einem Computeralgorithmus und nicht mehr von einem DJ ausgewählt. Dank der Allgegenwart seiner Produkte, der gefüllten Kassen und seiner starken Nummer-Eins-Position im Musikdownloadmarkt scheint Apple für den Einstieg in den Radiomarkt prädestiniert.
Radio hat eine große Zukunft vor sich, was nicht gleichbedeutend ist mit einer großen Zukunft für die Rundfunkanstalten, meint dazu Mark Mulligan, Radio-Experte und Musikanalyst. Laut eines PwC-Reports http://pwc.com stiegen die weltweiten Ausgaben für Radiowerbung 2012 um zwei Prozent auf 34 Mrd. Dollar. Weitere zehn Mrd. Dollar wurden durch öffentlich Lizenzgebühren sowie Satelliten-Abonnenten erzielt.
90 Prozent der Briten schalten ein
Laut Rajar, einem Unternehmen, welches die Reichweite der Radiosender in Großbritannien misst, hören rund 90 Prozent aller erwachsenen Personen zumindest einmal in der Woche Radio. Die größten Radioanstalten der Welt konnten mit ihren Unternehmensergebnissen bislang in diesem Jahr beeindrucken. So generierte Clear Channel Media http://clearchannel.com mit seinen 840 Stationen einen Gewinn von 400 Mio. Dollar im ersten Halbjahr.
Sirius XM http://siriusxm.com , ein US-Satelliten-Rundfunksender mit 25 Mio. Abonnenten, konnte seine Einnahmen in den ersten neun Monaten gegenüber dem Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres um elf Prozent erhöhen. Das Geschäftsmodell des interaktiven Radios wächst noch schneller. So steigerte Pandora seinen Gewinn gegenüber dem Vorjahr um 46 Prozent.
Digitale Plattformen fordern heraus
Jedoch sehen viele das herkömmliche Radio in Gefahr. So meint James Cridland, ein Veteran des britischen Radios: „Nur eine Songliste, die ein Computer vorgibt, ist nicht Radio. Radio ist etwas, was dir das Gefühl für Gemeinschaft gibt, was dich überrascht und dich mit News versorgt.“ Gemäß den Plänen, die durch undichte Stellen an die Öffentlichkeit gelangten, will iTunes Radio in der Zukunft mehr als nur Musik anbieten. So sind Gespräche, Nachrichten und Wettervorschau geplant – aber auch Ankündigungen für die gespielten Lieder.
Digitale Platformen werden, laut dem Chef von TuneIn, John Donham, allmählich die herkömmlichen Rundfunkanstalten ablösen. TuneIn verbindet die Hörer via Internet zu mehr als 100.000 Radiostationen weltweit. Auch Google Ventures hat sich an der neuen Radioplattform beteiligt. Mit diesem Konzept wird auch der menschliche Kontakt, der dem Radio innewohnt, aufrechterhalten, meint dazu Donham.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Christian Sec
Radio: alt, aber noch immer sehr beliebt (Foto: Pixelio.de/Dieter Schütz)