Melbourne – Stottern hat keinen Einfluss auf das soziale Leben von Kindern. Das haben Wissenschaftler der American Academy of Pediatrics http://aap.org (AAP) in einer aktuellen Studie http://bit.ly/1dIu2za herausgefunden. Unter Vorschulkindern soll Stottern sogar normal sein, so die Forscher.
Ausdrucksvermögen oft besser
Im Rahmen der Erhebung wurden 1.619 Kinder im australischen Melbourne untersucht. Als die Kinder acht Monate alt waren, begannen die Wissenschaftler mit der Beobachtung. Die Tatsache, dass Kinder, die stottern, nicht zurückgezogener sind als jene, die nicht stottern, ist ein „sehr positives Ergebnis“, sagt Studienautorin Sheena Reilly. Manche Menschen können die Sprachstörung im Laufe des Erwachsenwerdens überwinden. „Ich reduziere gezielt das Sprechtempo“, so Berthold Wauligmann, Vorsitzender der Stotterer-Selbsthilfegruppe Münster e.V. http://stottern-muenster.de im Interview mit pressetext. Er selbst gehört zu der Gruppe, die das Stottern überwinden konnten.
Die Forscher der AAP fanden heraus, dass stotternde Kinder ein besseres verbales und nicht-verbales Ausdrucksvermögen haben, als Kinder, die nicht stottern. In den wissenschaftlichen Tests wurde sprachliches Verständnis untersucht, aber auch die Fähigkeit, Puzzle zu lösen. Elf Prozent der Kinder begannen im Alter von vier Jahren zu stottern. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Sprachstörung innerhalb eines Jahres überwanden, lag bei 6,3 Prozent. Wauligmann hat zwei Söhne, beide konnten das Stottern abstellen. „Sie haben bis zum siebten und achten Lebensjahr gestottert“, so der Vereinsvorsitzende gegenüber pressetext.
Zukunft nicht zwangsläufig negativ
Die US-Untersuchung bestätigt Wauligmanns Erfahrungen. „Untersuchungen wie diese zeigen, dass Stottern, vor allem wenn es nur eine kurze Zeit überdauert, keine negativen Einflüsse auf das Kind in der Zukunft haben muss“, so Joseph Donaher, Forschungsleiter des Programms am Center for Childhood Communication http://bit.ly/16DdQaZ . Viele stotternde Kinder erhalten jedoch schlechte mündliche Schulnoten. „Ich hatte auch schlechte mündliche Noten“, erklärt Wauligmann. Mit zunehmendem Alter nahm das Stottern schließlich ab. Bis zu seinem 28. Lebensjahr stotterte Wauligmann, danach „wurde es immer weniger“, wie er sagt.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Michael Krause
Kind: trotz des Stotterns sozial integriert (Foto: Helene Souza, pixelio.de)